Da bin ich wieder. Aufgeschlagen, und ohne Bauchlandung, in meinem geliebten Maastricht, mit dem ich irgendwie nach fast sechs Monaten Deutschland gar nicht so recht warm werden will. Es scheint fast so, als w?re alles noch um ein Vielfaches mehr anders und ungewohnt als im Herbst 1998, als ich das erste Mal hierher gezogen bin. Freilich mit f?nffachen Bahnhof, und nicht so sparsam wie dieses Mal, wo ich mich angesichts der beinahe sommerlichen Temperaturen tats?chlich schon wieder mit den falschen Klamotten eingedeckt habe. War sogar laufen heute. Das letzte Mal, vor einigen Wochen war noch in Bamberg, wo ich tapfer bei Temperaturen um den Gefrierpunkt durch die Gartenstadt getrabt bin. Dementsprechend angenehm war ich heute ?berrascht, als meine mir bis dato unbekannten neuen Tragos-Nachbarinnen auf der gegen?berliegenden Seite der H?userreihe die topless-im-Tanga-Saison eingel?utet haben. Sp?testens da wu?te ich, es ist warm drau?en. Und da? es doch kein Fehler war, gestern ?ber eine Stunde meine Fenster geputzt zu haben.
Der Abschied aus dem feinen Frankenland ging eigentlich kra? schnell ?ber die B?hne; ein wenig zu schnell f?r meinen Geschmack. Ich habe nat?rlich den Fehler gemacht, an meinem letzten Abend bei den ganzen Leuten im Wohnheim vorbeigehen und tsch??-sagen zu wollen. Es kam dann auch wie es kommen mu?te, denn es waren nur wenige Leute da. Und so schmierte ich mir einige Email-Adressen und Telefonnummern auf die hausinterne Telefonliste mit allen Bewohnern, nur, um sie dann in den ganzen Wirren des Umzuges irgendwo zu verlieren. Eventuell ist diese Liste ? urspr?nglich auf hellblauem Papier ? auch daran schuld, da? meine schwarze Strickjacke nach der W?sche irgendwie anders aussieht. Ich wei? es nicht. Nur, da? es mich im Nachhinein tierisch anstinkt, wie das sonst so gesellige Semester in Bamberg geendet hat. W?hrend der Pr?fungen hat man niemanden mehr getroffen, und einen Tag nach der letzten Pr?fung stand ich schon feste in den Kartoffeln und packte meinen Kram zusammen. Nicht sch?n, schon alleine, weil ich mit dem einen oder anderen nochmal gerne zwei Bier getrunken h?tte. Denn wir erinnern uns: In Bayern trinkt man immer nur zwei Bier ? das erste und das letzte.
Back in Maastricht haben wir erstmal das Zimmer von Alice mit Latexfarbe gewei?elt, ganz so, wie es die strengen Statute von H?usermogul Penders es verlangen. Vier Meter ist das Zimmer hoch, mehr sage ich dazu nicht. Nebenbei habe ich mir dann auch das eine oder andere wieder in die Regale ger?umt, aber irgendwie sieht mein Zimmer komplett unpers?nlich aus, und ich frage mich jeden Tag, wo ich das ganze Zeug gelassen habe, das meinem Zimmer diese sympatische Ausgef?lltheit verliehen hat. Nicht Fleisch, nicht Fisch, so ungef?hr f?hlt es sich im Moment an, auch wenn ich meiner neuen ?berzeugung, da? man eigentlich nur noch Bamberger Bier trinken sollte, zum Trotz schon m?chtig mit dem alten Clan (man k?nnte auch vom ?harten Kern? oder dem ?letzten Rest? sprechen) minderwertigem holl?ndischem Bier gehuldigt habe, um Freddy?s Diplom zu begie?en. Ein wenig Heimatgef?hl stellt sich dann schon ein, wenn man am n?chsten Tag mit einem gewaltigen Sch?del aufwacht und versucht, ex post die genaue Menge der konsumierten Brand- und G?rungsprodukte abzusch?tzen. Auch wie zu hause hab ich mich gef?hlt, als ich wiedermal die Grenze bei Aachen ?berfuhr und sich das gr?n-wei?e Auto vom Zoll auf den Weg machte, gef?hrliche Drogen- und Menschenh?ndler wie mich zu stoppen. Und das auch noch im Auto meiner Mutter… Nun ja, ich kann es nicht verhehlen, da? ich mich schon diebisch darauf gefreut habe, den Zoll-Beamten w?hrend der ?bergabe der geforderten Papiere und des ungeforderten Maastrichter Studentenausweises zu fragen, ob ich denn diesmal endlich die silberne Kelle bekomme. Ein wenig entt?uscht war er schon, als ich ihm sagte, da? ich nun zum 25sten Male kontrolliert wurde, er sich aber gerne in meinem Gep?ck umsehen kann. Er zahlte es mir dann heim, als er mir verriet, wie die Aachener Polizei liebevoll unseren sch?nen LDK-Landkreis nennt: Land der Kiffer. Na dann…
Nur gut, da? ich nicht mit meinem Wagen unterwegs war, aber der war ja gerade in der Werkstatt. An dieser Stelle lasse ich es mir auch nicht nehmen, den Firmen Autoteile Unger, Audi Borgmann in Krefeld und dem Bosch-Dienst einen unfreundlichen Gru? zuzuwerfen und jeden Audi 80-Fahrer darauf hinzuweisen, da? es sehr lohnt, sich eine kompetente und vor allem ehrliche Werkstatt zu suchen, die einem die Lichtmaschine mit einem neuen Regler f?r 35 Euro repariert, anstatt gleich ein neues Aggregat f?r 330 Euro zu verordnen! So blieb dann doch noch genug im Pott, um endlich meinen betagten Rechner in Rente zu schicken und den Segen einer aktuellen Rechenmaschine zu erfahren. Und was hab ich meine Flat vermi?t! Zum Gl?ck hat mich das Wetter der letzten Tage davon abgehalten, dauernd meinen Datennachholbedarf zu stillen. Womit wir wieder beim Wetter w?ren. Ist doch auch ein viel friedlicheres und hygienischeres Thema als Krieg, Politik und Terror ? und zwar ganz egal ob Micro- oder Makroebene!
1 Kommentar zu “Topless im Land der Kiffer”
…ich hoffe mal der Eddi findet an Deinen noch wei?en W?nden einen Ehrenplatz sonst m?ssen wir Dir mal ein fr?nkisches ?berlebenspacket aus einer wilden WG schicken…( das mindestens so sch?n vom Inhalt her sein wird wie unsere W?nde:)