Wahnsinn. Ich habe einen Sitzplatz. Und ein eigenes Schlie?fach. Ich h?tte sogar einen Rechner haben k?nnen. Nat?rlich mit Flachbildschirm. Selbst ein Fensterplatz w?re heute dringewesen! -Kurzum, bevor sich der geneigte Leser weiter wundert, ich bin in der Bib. Zum ersten Mal seit langem wieder einmal f?r l?nger als blo? auf einen Kaffee und zum Leute treffen. Das kann man n?mlich den ganzen Tag. -Uneingeschr?nkt wohlgemerkt. Wer allerdings einen der begehrten Sitz- oder Rechnerpl?tz will, mu? fr?h aufstehen. Und wer Wert auf einen Notebook-Steckplatz legt, kommt wie beim Sommerschlu?verkauf am besten noch vor Tores?ffnung und campiert im modernen Innenhof unter den Fahrradst?ndern. (Zum Gl?ck wurde WLAN noch nicht erfunden!) Der fr?he Vogel f?ngt auch hier wiedereinmal den begehrten Wurm, oder aber, wer zu sp?t kommt, den bestraft das Uni-Leben mit der Zechen-Garderobe.
Ungeachtet dessen, da? drau?en schon die ersten B?ume bl?hen und die Natur sehr in den Startl?chern steht, l??t die noble Bl?sse einiger derer, die sich tagt?glich in der Bib internieren, darauf schlie?en, da? es ein langer Winter gewesen sein mu? und 8 Stunden vor dem Monitor eben doch nicht br?unen, so wie es mal in einer Netzzeitschrift am 1.4. letzten Jahres suggeriert wurde.
Ach ja richtig, es sind ja Pr?fungen n?chste Woche. War mir, als (hoffentlich) endlich Scheinfreiem, schon g?nzlich entfallen. *h?stel* Und mit dem neuen, gleichsam segensreichen wie geha?ten Bachelor-Master-System kann der dritte Block schon einiges bedeuten. Da hei?t es unter Umst?nden schon bald wieder Koffer packen f?r diejenigen, die immernoch Daddy Glauben schenken, wenn er von den unausweichlichen Vorteilen einer Mitgliedschaft in einer dieser uns?glichen Idioten-Vereinigungen schw?rmt, und lieber vier mal die Woche saufen gehen, als mal ein wenig in ihren Unterlagen zu lesen. Naja, zum Gl?ck ist wohl der Mitgliederschwund ebenso gravierend wie bezeichnend, aber das hei?t noch lange nicht, da? nun auch weniger Leute mit diesen affigen Verbindungspullis rumrennen, nein, sie werden blo? immer ?lter.
So wie ich. Aber heute habe ich es ja geschafft, den Anfang vom Ende einzuleiten. Ich sitze hier, mit f?nf fremden Diplomarbeiten und warte auf Eingebungen. Nunja, ich kann schonmal soviel sagen, da? ich bisher alle Arbeiten echt gruselig finde, was das Aussehen betrifft. Sicher, auf die inneren Werte kommt es an, aber doch nur, wenn man auch ?sthetisch Lust hat, bis dahin vorsto?en zu wollen. Also soviel ist schonmal sicher: Da mache ich was anders!
Ich frage mich nur die ganze Zeit, wo die Ausgabestelle f?r die intellektuellen Gesichtsausdr?cke ist, die hier jeder nach Passieren der Eingangst?r gefunden zu haben scheint. Auch, wo die St?cke zu finden sind, die hier so einige im Allerwertesten tragen. Aber vielleicht liegt es ja auch an der Luft hier drin, die zunehmend schlechter, lauter und durchdachter wird.
Ich sitze an einer Tischgruppe mit lauter Leuten, die das selbe tun wie ich, so scheint es. Nat?rlich nicht gerade jetzt, wo ich diese Zeilen analog auf meinen Collegeblock blogge. Sie alle lesen ein bi?chen hier und da, pinnen sich das eine oder andere in ihre Bl?cke, notieren hier, markern da, aber eigentlich schaut jeder alle paar Zeilen auf, versucht ein gequ?lt-eloquentes Gesicht zu machen, das intensives Sinnieren ?ber die komplexesten Sachverhalte und das Aufstellen immer neuer, spannender Axiome und Theoreme vermuten l??t. Im Grunde aber geschieht das nicht etwa nach einer bestimmten Textpassage, sondern immer dann, wenn jemand vorbeil?uft, niest, gesch?ftig bl?ttert, redet, irgendwo ein Handy im Lautlos-Modus ?ber die h?lzerne Tischplatte h?pft – immer in der Hoffnung, da? etwas, das nur marginal interessanter ist also die gegenw?rtig ausge?bte T?tigkeit mehr Konzentration und Aufmerksamkeit verdient als nichtssagende Notizen auf chlorfrei gebleichtem Papier und noch weniger aussagekr?ftige Statistiken aus fremder Feder.
Entlarvt. Ich und alle anderen.
2 Kommentare zu “Chlorfrei”
ach martin, du hasts schon nicht leicht. aber mit der gewissheit, dass du mir das nicht ?bel nimmst sondern mir daf?r vielleicht sogar dankbar bist: lies nochmal dr?ber – hat ein paar fehlerteufel dein manifest…
gr??e aus dem ach so tollen marburg von deiner gebeutelten schwester!
OK, 6 Typos gefunden und eliminiert. Das hat man davon, wenn man die englischen Versionen von Office benutzt: Ob Original oder nicht, Rechtschreibung muss man schon selber machen…