Ich habe heute 10 Cent f?r eine Dienstleistung bezahlen m?ssen, die ich bisher f?r mehr als selbstverst?ndlich gehalten habe: Brotschneiden. Ich dachte, ich h?re nicht richtig, als die Konditoreiwarenfachverk?uferin einer gro?en Aachener B?ckerei mir den Preis f?r die geschnittene Eifelkruste nannte. Ich hab das dann auch leider freiwillig bezahlt, mir aber dann fast den Kopf abgesch?ttelt, v?llig schockiert ?ber den Erfindungsreichtum sogenannter Gewerbetreibender. Das ist in etwa das selbe wie das Beratungshonorar f?r eine Terminabsprache auf der Arztrechnung. Suchte ich noch vor ein paar Wochen in Bamberg eine B?ckerei, die ?berhaupt eine Brotschneidemaschine gehabt h?tte, wei? ich heute, wof?r ich 10 Cent investiert habe. Wahrscheinlich erhalte ich damit langfristig eine Lehrstelle…
Anders sieht es aus, wenn man sich eine halbe Stunde im Lust for Live aufh?lt. Ein Laden, der der bestsortierteste der Republik sein mu?, wenn es um Dinge geht, die entweder komplett h??lich sind oder mir nicht passen.
Wie war das noch noch? -„Gibt es diese Schuhe auch in sch?n oder dieses T-Shirt ohne Aufdruck? Wenn ich lesen will, kaufe ich mir ein Buch!“
Wer sich wundert, wo denn die ganze Kaufkraft und -bereitschaft deutscher Konsumenten geblieben ist, der soll einer der trendig-hippen, ?bermotivierten Verk?uferinnen mit schier unglaublichem Dekolltee (zugegeben, wir sind schlie?lich nicht im Frauenknast) beobachten, wie sie den Leuten mit Geschmack und vor allem Geldbeutel die Jeans auf die Arme packen und in Richtung Umkleide dirigieren. -Die sollten sich nach Akkord bezahlen lassen! Das Jeansregal hat eine sensationelle Turnover-Rate, da 50% der Ware permanent im Laden rotiert. Es verwundert angesichts des schlechten Konsumklimas umso mehr, da? dort die Hosen von Hilfiger, Pepe und Diesel -kein Modell unter 85 Euro- rausgetragen werden wie Apfelsinen. Oder machen die das alle auf Pump?
Ich war heute mit Alice auch bei Kookaї drin. Vorsicht, keine voreiligen Schl?sse! -Gelockt von einem gro?en „50%“-Banner. Da? ich mich -sehr vorsichtigt ausgedr?ckt- mit der aktuellen Mode, gerade der f?r Frauen, ein wenig schwer tue, ist bekannt. Auch mir. Aber da? man in noblen L?den mit einer Couture konfrontiert wird, die eher an Altkleidersammlungen f?r Afghanistan oder an Secondhandl?den erinnert als an hochwertige Schnitte und Materialien, stellt mich verwundert einmal mehr vor die Frage, in welcher Welt ich eigentlich lebe. Abgewetzte Jeans kosten extra, und ausgewaschene Shirts gehen auch zum Cashmere-Zweiteiler, solange sie nur von einer hippen Marke sind, v?llig egal wie schei?e das Endergebnis aussieht. Da tragen die mindestens homosexuellen Schaufensterpuppen bei Esprit doch tats?chlich hellgr?ne Nicky-Cardigans! Ich seh den Schund jetzt schon im Ausverkauf in den W?hltischen oder den einen oder anderen Erstsemester aus K?ln hier an unserer Uni mit rumlaufen…
Und dann die mittlerweile dritte Auflage der Vintage-Seuche. Erst 80s, dann 70s, und jetzt 60s. Ich rege mich nicht mehr ?ber die Wucherpreise f?r die Wiederauflage der Turnschuhe, f?r die man damals bei uns in der Grundschule Pr?gel bezogen hat und nach dem Turnunterricht in die Toilette gesteckt wurde, auf. Nein, das ist pass?. Schon lange. Soll doch jeder das tragen, womit er seine Vergangenheit verarbeiten kann!
Heute hab ich dann den wahren Knaller gesehen: original Adidas Turnbeuteltaschen. Die mit den Adidas-Logos in der oberen Ecke und dem Trageriemen. Damals maximal 20 Mark. Mehr h?tte auch keiner f?r ein St?ck stinkenden Textilverbund mit billigem Siebdruck, messerscharfem weil total minderwertigen Rei?verschlu?, und „Made in China“, in das nur ein Paar nicht allzugro?er Turnschuhe (am besten Adidas „Samba“) und ein T-Shirt pa?t, freiwillig gezahlt. Heute 35 Euro. -Und ‚paar auf’s Maul f?r jeden, der das bezahlt, wenn es nach mir ginge. Herr, la? Hirn regnen!
1 Kommentar zu “85 Euro und 10 Cent”
Moin Kollege….wie Erstsemester aus K?ln?!? Ich glaub‘ mich tritt ‚n Gaul. Hirnlos sind ja viele, aber der K?lner an sich…….:-). Lieben Gru?. Martin II