Osterzeit, besinnliche Zeit. Habe gestern noch rechtzeitig vor Ostern zusammen mit Alice „The Passion of the Christ“ gesehen. Kann jetzt mitreden und m?chte es auch. Was uns Herr Gibson da vorgesetzt ist, ist kein weiterer Hollywood-Streifen der ?blichen Sorte, wo man sich nicht wundert, wenn er in wenigen Wochen 260 Millionen Dollar einspielt. Nein, hier mu? es um mehr gehen, gab es doch in der Vergangenheit schon genug monumentale Jesusfilme, die sich heute bestensfalls zum F?llen des Nachmittagsprogrammes bei 3Sat eignen. ?ber den Film ist viel geschrieben worden, und ich will hier nicht in Wiederholungen ?ben. Kurz gesagt ist das, was da auf etwas mehr als 2 Stunden geboten wird fazit?r gesehen ein echt selten d?mlicher Splatter.
Ich bin nicht gl?ubig, habe aber versucht, mich m?glichst an die wichtigsten Punkte der Geschichte aus den Kindergottesdienst-Zeiten zu erinnern. Und so mag der Film die Story wohl gut wiedergeben. Zu gut, was meinen Geschmack betrifft. Wie hat es doch der eine Pastor neulich im Fernsehen kommentiert? „Das war halt damals keine Tupper-Party.“ -Wow, das h?tte mir mal einfallen sollen! Nein, auf einer Tupper-Party werden keine abgeschlagenen Ohren wieder angeklebt, keine Menschen verpr?gelt, gefoltert bis ihnen das Fleisch von der R?stung h?ngt, keine Blutlachen aufgewischt. Da bekommt auch keiner eine Dornenkrone in den Sch?del geschlagen, und es mu? keiner ein Kreuz durch die ganze City tragen um dabei vom Mob angespuckt und von R?mern gepeitscht zu werden. Vor allem aber kommt keiner unter markzerrei?enden Geflenne auf dem Kreuz zum Liegen und wird in Slowmotion mit ?ppigen Eisenn?geln auf die Fichte fixiert. 3, um genau zu sein. Da h?lt sich der Film ganz an das Drehbuch. Die ganze Kreuzigungsszene ist derart brutal, da? man Sto?gebete an den Regisseur ausst??t, da? es doch nun wirklich genug sei. Und jedesmal, wenn man w?hrend dieses Filmes glaubt, es sei nun endlich vorbei, setzt Gibson noch eines drauf. Der Zuschauer glaubt die Ziellinie ?berschritten zu haben, als Jesus gestorben ist, aber nein, da wird erst noch in ihm rumgestochert und die beiden anderen L?mmel am Kreuze bekommen noch einen Satz mit dem Vorschlaghammer. Als ob es nicht schon genug gewesen w?re, dem Raben beim Aushacken der Augen zusehen zu m?ssen.
Starker Tobak, der Film. Soviel Blut, wie Jesus da vergie?t, h?tte weder sein m?ssen, noch ist es medizinisch vorstellbar, da? der ?berhaupt noch geradeaus gehen konnte. Nat?rlich wird stark in die Trickkiste Maske gegriffen, um Jesus so derbe mitgenommen aussehen zu lassen. Der arme Kerl erinnert ein bi?chen an Rocky, damals in Runde 12, total verbeult und auch mit nur noch einem offenen Auge. Der Unterschied ist -neben den Umweltvariablen- allerdings, da? Rocky den Fight noch zu einem Happy-end wenden konnte. Das fehlt dem Zuschauer hier ganz extrem, denn man w?nscht sich sehnlichst, da? Jesus vom Kreuz steigt, die R?mer, seine schlimmsten Peiniger, plattmacht und den j?dischen Priestern ihre Hirtenst?cke in den Hintern steckt. Quer.
Nein, dieser Film war nichts f?r mich. Ich kann Horror und Schocker bis zu einem bestimmten Grad gut ab, und auch als Ego-shooter Gesch?digter l??t mich das eine oder andere eher kalt, aber bei diesem Film war mir ?fters kurz vor schlecht. FSK 16? No way! Wer sich das ausgedacht hat, tickt nicht mehr sauber. Die Begr?ndung, es werde keine Gewalt verherrlicht, darf nicht gelten, wird doch in buchst?blich atemberaubender Weise auf einen Menschen eingedroschen, ihm das Fleisch von den Rippen gerissen und dabei immerwieder die im Blutrausch befindlichen R?mer gezeigt.
Und antisemitisch? Keine Spur. Wie gesagt, es war halt damals keine Tupper-Party, und so verwundert es nicht, da? die j?dischen Priester ihre Interessen verfolgen. Wer da wieder was reininterpretieren mu?, der ist nicht von dieser Welt oder hat m?chtige Komplexe.
Fazit: Splatter, und zwar ein schlechter. Die Story wird theatralisch aufgeplustert, mit zuziehendem Himmel, Wolken, g?ttlichem Licht und dergleichen, sie transportiert aber dabei spirituell keinen Mehrwert als alle vorherigen Verfilmungen. Einzig bricht sie mit dem Versuch, Jesus als tragischen Helden zu portr?tieren. Nein, dieser Film zerfleischt ihn buchst?blich. Und w?re da nicht das biblische Fundament des Plots, br?uchte sich diesen Film erstrecht niemand mehr ansehen.
Klar, kein ‚Cola & Popcorn‘-Movie, keine Tupper-Party. Aber einmal mehr ein Beispiel f?r die Sinnlosigkeit von Religionen, die predigen f?r Glauben zu t?ten und zu sterben. Wie sagte schon Karl Marx? -„Religion ist Opium f?r’s Volk“, und Recht hat er.