Eigentlich g?be es recht viel zu erz?hlen aus den letzten Tagen, vielleicht Wochen. Andererseits ist immer ?fter die Abw?gung da, ob man das Web noch mehr mit sinnlosem M?ll f?ttern mu?, den man so tagt?glich erlebt. Moment, sagte ich ‚tagt?glich’? -Sch?n w?r’s ja, aber genaugenommen sind meine Tage seit Wochen derartig unspannend, da? man glauben m?chte, jeder Hamster in seinem Laufrad w?rde mehr erleben. Die Routine k?nnte routinierter nicht sein: aufstehen, schlaftrunken die Dusche aufsuchen, ankleiden, alle 2-3 Tage der Gang zum B?cker, Fr?hst?ck, Schreibtisch. Dann passiert eigentlich nichts mehr bis abends: 18-19 Uhr zwei Soaps (ich oute mich hiermit und hab kein Problem damit) zum kurzweiligen Zeitvertreib, danach einkaufen und kochen, essen, noch etwas TV oder zur?ck zum Schreibtisch, und schlie?lich irgendwann ins Bett fallen.
Wahnsinnig interessant, m?chte man meinen. No value added, weder f?r mich, der das hier aufschreibt, noch f?r Euch, die Ihr das lest. Doch der Blick aufs Detail macht den Unterschied! Seit eingen Wochen, so habe ich aus der Zeitung erfahren (selber bekomme ich sowas aufgrund mangelnden sozialen Austausches nicht mit), steckt Holland in einer tiefen gesellschaftlichen Krise. So von wegen Ausl?ndern, Islamisten, Integration und so. -Wir Deutsche k?nnen da wohl nur noch m?de g?hnen, sind uns doch noch gut die Aktionen der 90er im Ged?chtnis. Da? irgendwann auch mal Holland die Quittung f?r jahrelange ?bertriebene Liberalit?t bekommen mu?te, liegt mehr als auf der Hand. Und so erbaut es ungemein, wenn ich hier im Fernsehen Stimmen h?re, die mein Reden zitieren: Dieses Land ist zu liberal f?r seine Bev?lkerung. Bravo, endlich sagt es mal jemand. Gesellschaftlichen Ereignisse dieser Gattung brauchen die Analogie zu einem Topf kochender Milch nicht zu scheuen: Jeder mu? erst jedem sagen, da? man aufpassen mu?, da? die Milch nicht ?berkocht. Dann gehen erstmal ale aus der K?che und feiern, da? sie einen Topf mit Milch aufgesetzt haben. Keiner guckt mehr nach dem Topf, und hinterher ist das Geschrei gro?, wenn die Milch tats?chlich ?berl?uft und einen infernalischen Geruch verbreitet, alles am Herd anbrennt und festkekst, und das hinterher keiner sauber machen will. -Das ist Holland in a nutshell. Der Vergleich viel mir heute Morgen auf dem Weg zum B?cker bei Spr?hregen ein, als ich an einer Hauswand ein frisch aufgemaltes Hakenkreuz sah. Es tut mir leid es zu sagen, aber das einzige, was mir dazu einfiel war, da? es falsch gezogen ist.
Nee nee, diese ‚Hood hier geht mir schon geh?rig auf die Nerven. Es wird ja jeden Tag schlimmer hier, dieser Sauhaufen! Kennt Ihr das Gef?hl, wenn man einen schlechten Geruch sieht bevor man ihn riecht? Oder anders gesagt, da? man Ekel eher mit den Augen als mit den anderen Sinnen wahrnimmt? -Wer nicht wei?, wovon ich rede, der ist gerne eingeladen, diese Erfahrung gegen?ber meiner Haust?r bei den ?ffentlichen Recycling-Containern nachzuholen. Das ist nicht mehr blo? asozial, das hat schon fast was von dritter Welt. Der Platz, an dem ich wohne, verkommt derma?en in den letzten Monaten, da? ich am liebstem dem Umwelt-Sherif, der immer gerne und prompt Tickets verteilt, weil man seinen M?llsack in der falschen Woche rausgestellt hat, das n?chste Mal in seine ignorante Visage schlagen m?chte. Manchmal fragt man sich echt, ob man in Holland lebt oder unter einer Br?cke in Peru.
Erfreulicheres ist aber zur Diplomarbeit zu berichten! Meinen Literatur-Teil habe ich soweit endlich fertig, schlappe 35 Seiten mit Einleitung. In einer lastminute Aktion mit Nachtschicht habe ich dann auch noch mein Research-Model samt Hypothesen hingeschmiert und bin am Donnerstagmorgen zum Meeting gegangen. Ich darf berichten, da? ich erneut nur knappe 30 Minuten bei meinem Supervisor war und er mir attestierte, da? ich „very nicely on track“ sei. Bliebe nur mal die Randnotiz, was das eigentlich hei?t!? Seit der ersten Seite, die er von mir gelesen hat, ist er gro?z?gig mit Lobpreisungen ?ber Inhalt und Stil. Zwar steht der empirische Teil noch aus, aber dennoch w?rde es mich sehr interessieren, ob eine etwaige Teilnote dann auch das „very good, very fluent, very clear and logical – reads nicely“ reflectiert, oder aber das alles vordergr?ndiges Gelulle ist und der Kn?ppel dann am Ende aus dem Sack kommt. Opfer genug bringe ich daf?r, immerhin ist es mir gelungen, w?hrend meines Studiums zwei B?rost?hle komplett hinzurichten. Der erste war so ein Chefsessel, viel zu billig und auch echt schlecht f?r die Gr?ten, den zerlegte es aufgrund der mangelhalften Statik. Nachfolger wurde ein ebenso billiger, aber immerhin ergonomischer Stuhl von Aldi. Der sollte ja auch nur so lange halten, bis ich fertig bin. Nun ja, vor zwei Wochen ist die Sitzfl?che in der Mitte durchgebrochen, weil die Konstrukteure wohl nicht davon ausgegangen sind, da? viel zu viele Stunden am Tag 85 kg ihre Pflicht tun. Positiv gesehen ist das aber wieder ein Teil, das ich nicht mehr mit umziehen werden mu?!
Ach, es ist einfach schrecklich, wie dieser Tage die Zeit rumgeht ohne nennenswerte Spuren zu hinterlassen. Ich sollte mit der Thesis fertig werden, sollte meine Lebenslauf-Seite machen, sollte das Design f?r die Thesis in Angriff nehmen, sollte Bewerbungen raushauen… sollte sollte sollte….! -Mach ich auch — wenn ich mal Zeit hab, verdammt noch mal!
Durchhalten, Junge! Du wirst dich noch freuen am Ende ?ber etwas zu verf?gen, mit dem du bald zwar nichts mehr anfangen kannst, aber immer wenn du reinschaust denkst, was f?r ein helles K?pfchen du mal warst… 8-)
Sag den Holl?ndern mal ein paar aufmunternde Worte von mir!