Mal ganz ehrlich: Nach der 356sten Job-Absage l??t man gern S?tze der Marke „Ich w?rde echt JEDE Arbeit annehmen!„. Nun, da? man in solchen F?llen sein eigenes dummes Geschw?tz nicht erstnehmen sollte, hat mir meine heutige Exkursion im Mailservice verdeutlicht.
Da sitzen Menschen im Sutterrain unseres Geb?udes, bei konservierenden 15 Grad Raumtemperatur und arbeiten wie die Bienen an t?glich zig-tausend Mailings, inbound wie outbound. ?berfl?ssig zu wiederholen, da? wir hier Direktmarketing machen, ergo ?berhaupt die Notwendigkeit eines eigenen Mailservices infrage zu stellen. Da wimmelt es nur so von Ablagen, Drahtk?rben, F?chern, Schubladen, Sortierh?ngern und lauter sonstigem Zeug, dessen Name ich nichtmal kenne, und zwischendrin wuseln nur acht Leute und haben alles im Griff. Und ?berall Klebeschildchen mit Bezeichnungen, Namen, K?rzeln. Eine Jahresaufgabe f?r jemanden, sich darin erstens zurechtzufinden und zweitens einen wirklichen ?berblick ?ber alle Abl?ufe zu haben. Ganz ehrlich, da wollte ich nichtmal Teamleiter sein!
Meine einzige praktische Aufgabe in den drei Stunden meiner Anwesenheit dort war dann das ?ffnen von Briefen mit anschlie?ender Sortierung der Post. Ich kann mich ja nur immerwieder wiederholen: Was manche Leute scheinbar f?r normales Verhalten, Gebaren und Sich-Ausdr?cken halten, ist schlicht haarstreubend! Angefangen von Texten wie „ich will kein Zeug mehr von Euch„, die ohne Namen, Absender, Unterschrift, geschweigedenn einer Kundennummer einfach formlos auf die R?ckseite eines frankierten Umschlags geschmiert wurden, bis hin zur Feststoff-Beigabe in Form von irgendwelchem Schmatz auf dem Briefbogen, der sich harmonisch mit der unlesbaren Sauklaue dem Brief?ffner pr?sentiert, ist echt alles dabei. (Gut, es gibt auch noch anst?ndige Menschen; nicht, da? hier ein falscher Eindruck entsteht!) Bei Mercedes damals haben sie uns wenigstens nur beschimpft…
Die Menschen, die sich Arbeit dieser Art, Anforderung und Inhalt tagt?glich mit einem unersch?tterlichen Gleichmut hingeben, haben meinen unbedingten Respekt. Und das nicht, weil sie Haut an den H?nden haben, die keine Papercuts mehr zul??t. Auch nicht, weil deren Fingern?gel vom t?glich tausendfachen Abgreifen und wieder Ablegen von Papierstapeln auf harten Untergr?nden eine Farbe und Form angenommen haben, die mich bei der ersten Wahrnehmung sehr befremdlich hat schauen lassen. Nein, diese Menschen haben meine Hochachtung, weil sie mit der Tagespost beinahe lautlos durch die G?nge huschen, sich nur auf Zuruf bei der Postzustellung wahrnehmbar verhalten und jeder Pennymarkt-Kassiererin etwas voraus haben: Extrem freundlich „guten Morgen“ zu sagen. Immer.