In anderen Kulturkreisen st?nde dieser Tage wieder mal mein Namenstag an. Nun ist das ja bei uns so wenig verbreitet, da? ich das selber nichtmal genau wei?, wann ich denn nun an der Reihe bin. Googeln hilft da zwar, aber mehr als sch?n zu wissen, da? es der 11.11. sein wird, ist es nun einmal nicht. Au?er, da? da die Bekloppten ihren Startschu? in diese uns?gliche Erfindung des Brauchtums „Karneval“ erleben und begehen, werden die Rheinl?nder wohl nichts anderes mit diesem Datum verbinden.
Umso sch?ner ist da dieser Brauch mit den Laternenz?gen. Vor gut einer Woche flatterte uns hier eine Ank?ndigung in den Briefkasten, wahrscheinlich vom Kindergarten auf der anderen Stra?enseite. Dort war von einem Laternenzug durch unsere Stra?e die Rede, und da? man doch bitte eine Kerze oder sonstwas stimmungsvoll Illuminierendes in seine Fenster stellen solle, damit die Kinder was zum Gucken h?tten. Verziert war das ganze dann durch einen namenlosen K?nstler mit etwas, das mich nach zwei Pullen Rotwein durchaus an eine Blume erinnern k?nnte.
Heute jedenfalls war dann der Umzug. Unsere Fenster waren selbstverst?ndlich unbeleuchtet, wie k?nnte es auch anders sein! Als ich diese kleinen Racker dann aber durch die Stra?en hab ziehen sehen, ist mir doch etwas sentimenal geworden. Alle so putzig im dicken Anorak (sagt man das heute noch zu warmen, unm?glich geschnittenen Jacken?), mit der Laterne in der einen Hand und Mutti an der anderen, und nat?rlich aus voller, stolzer Brust die typischen Ges?nge intonierend: „Ich zieh mit meiner Lateeeeeeeeeeeeerne, und meine Laterne mit mir“. Oder auch „das Licht ist aus, wir gehn nachhaus, rabimmel rabammel rabumm„. Und so weiter, und so weiter. W?re ich noch l?nger da drau?en dabei stehen geblieben, h?tte ich mir wohl eine Laterne „organisiert“ und w?re mitgelaufen, die Texte konnte ich jedenfalls noch weitgehend mitsingen.
Aber ach, was w?re das f?r eine kl?gliche Vorstellung geworden? -Nur mitgehen, um sich als Besserwisser da einzumischen und die Peinlichkeiten und die Schmach der eigenen Laternenumz?ge zu lindern? Nein, macht man nicht. Kinder m?ssen da durch, jedes Jahr von neuem. Ich erinnere mich gut an meine Laternen. Und auch, da? ich jedes Mal zu denen geh?rte, die das Teil immer -mehr oder weniger- heil und am St?ck wieder mit nach Hause gebracht haben. ‚War ja klar, du ewiger Spie?er‘ sagen die einen, die anderen werden mir wohl wieder den Lamer anzuheften versuchen. Das gr??te Drama meiner Martinsumz?ge waren damals auch keine Wachsflecken in dem Lampion und st?ndig ausgehende Kerzen, sondern vielmehr die dauernden H?nseleien durch all die Schwachmaten, die das zweifelhafte Gl?ck hatten, einen Namen zu tragen, der mit keinem Event einherging.
Gerechtigkeit kam dann damals dewegen auch in mehreren Formen: Ich erinnere mich noch als sei es gestern gewesen, an heulende Kindergartenkameraden, deren M?tter die lichterloh brennende Laterne mit dem Laternenstecken als Sch?rhaken brandmeisterlich fachm?nnisch am Stra?enrand den Elementen ?bergaben. Wem das 200 Meter nach dem Start passierte, bei dem war wortw?rtlich „das Licht ist aus, wir gehn nach Haus“ angesagt, aber sowas von! Im n?chsten Jahr wollte man dann cooler sein und vor allem nicht mehr zum Gesp?tt des ganzen Zuges werden, und vermied es deshalb, den Erfolg auf so l?cherliche Dinge wie eine sichere Kerze zu bauen. Technische Aufr?stung war das Gebot der Stunde, als die Laternenstecken auf einmal einen Batteriegriff hatten und vorne ein Birnchen dranhing. Energietechnisch waren die Teile eine absolute Katastrophe, wurden doch die mit Anerkennung belohnt, die so schlau waren, sich eine Ersatzbatterie f?r die letzten 800 Meter mitzunehmen, wo bei anderen schon l?ngst aufgrund versagender Babyzellen dunkel im Karton war. Ich hatte dann irgendwann auch mal so ein batteriebetriebenes Teil, und alles, woran ich mich in diesem Zusammenhang erinnere, ist die wohl einzige jemals durchgebrannte Birne, die je auf einem Martinszug in einen Lampion gesteckt wurde. Tja, so spielt das Leben eben. Da helfen auch keine Schmalzbrote und kein hei?er Kakao am Ende des Zuges (wobei heute sowieso unendlich fraglich erscheint, ob diese Nahrung bez?glich der biochemischen Prozesse, die solch eine fatale Kombination in einem Kinderinnenleben ausl?st, wirklich ein geeigneter Anreiz f?r die Teilnahme an einem Martinszug sein kann).
Aber ich w?re wohl sicher nicht ich, h?tte ich nicht damals schon das Risiko gemieden und in Form einer mitgebrachten Backup-Kerze antizipiert…
Naechstes Jahr bastel ich dir eine Laterne. Dann kannst du dich dem Zug anschliessen und deine post-traumatischen Erfahrungen verarbeiten. Aber Schmalzbrote und Kakao – wie passt denn das? Noch ein Grund, der rheinlaendischen Tradition zu folgen und sich lieber den Bauch mit Weckmaennern vollschlagen!
Wie wahr… Ich unterschreibe freiwillig besonders den letzten Satz…
Wie wird es Dir denn mal ergehen mit Deinem Nachwuchs? Da bin ich echt gespannt.Mitsingen kannst Du jedenfals noch!
J a wie, Laterne? Wie uncool! ;-) Keine Fackeln, entweder aus Wachs oder aus getrockneten Kuhfladen?
Die Wachsdinger, nat?rlich best?ckt mit Bierdeckeln zum Schutz der kleinen zarten Finger, hielten immerhin die halbe Strecke durch (von den Wachsflecken auf den Klamotten und Schuhen mal abgesehen), w?hrend die biologisch voll abbaubaren Fackeln alle 2 min. einen (eben) kuhfladengro?en, brennenden Brocken verloren und man beim Versuch, diesen mit den Turnschuhen auszutreten, ganz schnell warme F??e bekam. Zum Gl?ck gab es – nur ein paar hundert Meter vom Kindergarten entfernt – noch den Tante-Gretchen-Spar-Markt, wo man dann um 2 Minuten vor 6 noch aus der obersten Ecke der Regale die letzten Wachsfackeln erstehen konnte…
Jaja, scheeee wor’s…