Alles hat es hier, wirklich alles: Wetter, Wetter, Wetter, Sonne, Sonne, Sonne, und nie weniger als 27 Grad. Au?erdem Kneipen mit Warsteiner, Erdinger, Bitburger, sogar Licher. Caf?s mit Schwarzw?lder Kirsch, Buttersahne, und wenn es sein mu? auch Diabetikerkuchen. K?nnchenkaffee, t?rkischer Mokka, Cappuccino italiano, Kaffee Hag. Paella, Schwertfisch, Calamaretti, Tapas, Currywurst, D?ner, Th?ringer Bratwurst. 2er Golf, Ascona Cabrio, SLK, CLK, SL, einige Spider aus Maranello und eine Viper aus Wetzlar mir Motorschaden. -Echt alles hat’s da. Auch gro?, klein, fest, weich, dick, d?nn, stehend und h?ngend, G?ttinnen wie Vogelscheuchen, Proleten und Gentlemen, Sandale oder Lackschuh. Alles hat’s da!
Aber wehe, wehe Du willst mu?t mal ein wenig den mitgebrachten Firmenlaptop aufklappen, weil daheim sonst einige Dinge anzubrennen drohen und Du deinem Chef versprochen hast, wenigstens „ab und zu, wie es sich halt so ergibt“ mal die Mails zu checken und mal anzuklingeln. Weil Du dir auch „in den n?chsten Tagen irgendwo einen Hotspot suchen“ gehen wolltest. Deswegen stapfst Du an blanken ?rschen und Br?sten, gest?hlten wie extrem schwabbeligen B?uchen, an vollen Bierhumpen und halbleeren Caipis vorbei, mir der Laptop-Tasche ?ber der Schulter und versuchst, ein m?glichst urlaubshaftes Gesicht zu machen. Den Tune, den Du pfeifst, kennst Du selbst erst seit der letzten Kreuzung.
Das Experiment, wie ein Held der New Economy r?berzukommen, der in Badelatschen, Freizeithemd und Hilfiger-Badeshorts mal eben daheim nach dem Rechten schauen will, damit auch ja sichergestellt ist, da? der n?chste Pitch nach Plan verl?uft, scheitert kl?glich beim ersten Zusammentreffen mit der Fleischereifachverk?uferinnen-Fraktion: „Pah, sieh mal, der hat sich seinen Laptop mitgenommen, damit es ihm am Strand nicht so langweilig ist.“ -Extreme Fehleinsch?tzung, junge Frau, aber Du kannst ja nichts daf?r. Irgendwie schaffe ich es aber auch auf den folgenden 800 Metern nicht, die Aura des bunten Hundes von Paguera abzulegen, denn ich bekomme Blicke, Kommentare, bedauerndes L?cheln. Irgendwann sagt ein Familen-Pappa mit Currywurst: „Mensch schau mal, der ist aber wichtig!“ Das reicht! Wenn ich hier schon im Ausland f?rs Brutto-Inlandsprodukt was tun mu?, dann habe ich doch wenigstens ein bi?chen Respekt verdient.
Mein anderthalbst?ndiger „Spaziergang“ durch den sehr touristisch gepr?gten Ort wird immer wieder erheitert, in dem ich in alle Geb?ude, wo irgendwas mit „Internet“, „@“ oder „Email“ au?en dransteht, reingehe, um dort nach h?flichem Fragen mit gro?en Augen angeschaut zu werden: „Nein, wir haben hier Internet, aber mit Ihrem Computer k?nnen Sie nicht ins Internet, wir haben ja nichtmal einen Drucker.“ Gut, junge Frau, das hat damit auch nichts zu tun, aber seis drum. Im besten Hotel am Platz hat man zwar wei?e Handschuhe an, aber daf?r nur eine Internet-Station mit Monitor hinter Glas und Tasten aus Edelstahl. Danke, nein, hilft mir wieder nicht weiter. (Ich frage mich nur, was an diesem technischen Fossil den Concierge glauben l??t, es handele sich dabei um WiFi…) Richtig Stil hatte dann endlich das einzige Internet-Cafe am Platze, wo ich WLANen k?nnen sollte. Endlich, ich am Ziel, nur eine Stunde nach Beginn der Suche. Mit dem Passwort auf dem Zettel, selbigen in der Hand suchte ich mir ein Pl?tzchen m?glichst weit weg vom Einzugsbereich der brutal kalten Klimaanlage und wartete gespannt auf die erste Gelegenheit, mich ins erste drahtlose Netz des Tages einw?hlen zu k?nnen. Gut, ich war wohl zu naiv und hatte den Spanien-Faktor au?er Acht gelassen: Geht nicht gibts da n?mlich! Ich versuchte h?flich zu bleiben und insistiere darauf, da? nicht mein Laptop defektiv war, sondern deren Netzwerk. Ich, der devisenbringende Tourist, erntete mit diesen hoffnungslosen Versuchen um L?sung des Problems nur mehrfache „Sorry… sorry…. well… sorry“ -‚Und da ist die T?r, Du Depp‘ erg?nzte ich im Geiste.
Und so schnell ?berschreitet man in der modernen Welt die Grenze zum Kriminellen: Auf der n?chsten Parkbank klappte ich wieder mein Notebook auf, um mich ganz frech ins n?chste offene WLAN zu klemmen, was ich finden konnte. Auch auf einer Bank 300m weiter hatte ich keinen Erfolg: Zwar gab es WLANs wie Sand am nahen Meer, allerdings hat den Spaniern zwischenzeitlich wohl auch irgendwer erz?hlt, da? es durchaus Sinn machen kann, diese zu sichern.
Abgek?mpft und total frustriert ?ber soviel kaufm?nnische Ignoranz der Telefonica, nicht in jedem 2ten gr??eren Caf? mal einen HotSpot zu installieren, qu?lte ich mich mit der Tasche ?ber der Schulter wieder nach Hause. Ich kam mir irgendwie vor wie einer, der im Busch nach der n?chsten Telefonzelle gefragt hat. Nur gut, da? es hier sonst echt alles hat.