Hahn… Loch… Stopfen?
Geschrieben in Traumdieb & Umwelt am 22. November 2005 Kommentar »
Auf die blo?e Gefahr hin, da? sich ab morgen die Welt ?ndert, nutze ich die heutige Gelegenheit, um mal wieder was zu Byte zu bringen. Das liegt nicht wirklich daran, da? einer meiner Arbeitskollegen heute dem Dienstwagen von Otto Graf Lambsdorff hinten drauf geschallert ist, und ich das so als politischen Aufh?nger nutzen k?nnte. Noch dazu an einem so denkw?rdigen Tage, an dem die Uhren sich nun angeblich anders zu drehen begonnen haben, nur weil Frau Merkel nun Frau Bundeskanzler hei?t. Oder Bundeskanzlerin? -Grausame Vorstellung, sich nur noch durch Phrasen wie „Eure Exzellenz“ in Sicherheit wiegen zu k?nnen. Daran hat wohl keiner gedacht, als Merkel zur Debatte stand. ?brigens schreiben unsere amerikanischen Kooperationspartner die neue Kanzlerin konsequent „Merkle“, analog dazu einer der Kollegen immer „Googel“ statt Google.
Aber gut, wenn sich die Ereignisse seit Wochen nur so ?berschlagen, werden die eigenen Erlebnisse pl?tzlich wesentlich unspektakul?rer. Eigentlich ist es auch gef?hlsm??ig ein bi?chen viel f?r ein Jahr. Also so ?hnlich wie es drau?en gerade gef?hlte minus 10 sind, tats?chlich aber nur minus 4. Papst werden, Kanzlerin werden, Deutschland sein… Also ich finde ja, das reicht f?r dieses Jahr. Man soll ja sein Pulver nicht auf einmal verschie?en, daf?r hat Angie mit uns Deutschl?ndern ja noch so einiges vor. Damit wir bisher aber nicht die Lust am Matriachat verlieren, gibt es die Steuererh?hungen erstmalig in 2007, bis dahin l?uft sicher noch viel Wasser den Rhein und die Spree runter. Apropos Rhein: Fr?her w?re Schr?der jetzt mit seinem Hofstaat nach Bonn gegangen und h?tte dort im Wasserwerk die Republik neu ausgerufen! Aber was macht er stattdessen? -Handtuch werfen, Waffen strecken, F??e hoch legen. Gut, wenn man es sich verdient hat, schlecht, wenn man noch was vor hatte.
Aber was hilft das ganze Lamentieren, es ist unterm Strich ja doch eher so, da? nur sicher ist, da? ich hier gerade sitze. R?rup oder Riester, privat oder betrieblich, besteuert oder unbesteuert – klar ist nur, da? dieses Land ganz schnell seine Vollkasko-Mentalit?t ablegen mu?, sonst werden wohl viele bald ein langes Gesicht machen. Die Zeiten ?ndern sich eben, und ich wei?, da? ich mich beeilen mu?, wenn ich nochmal einen automobilen Traum verwirklichen will. Sonst ist irgendwann Hybrid- oder Gasantrieb unter Aerodynamik-Karosse anstelle von 6-Zylinder und Chrom angesagt. Und mal ehrlich: Wer kann ein Auto wollen, von dem man nichts h?rt? Das ist wie alkoholfreies Bier…
Hab ich schon erw?hnt, da? ich ein „Gelber“ bin? -Damit schlage ich nicht etwa den Bogen zum Anfang zur?ck, nein, ich wurde f?r eine schier unglaubliche Tagesgage analysiert. Soll hei?en, ich habe einen Fragebogen mit ca. 40 geschlossenen Fragen angekreuzt und ein allem Anschein nach renommierter Management-Berater hat meinen Bogen dann durch ein Programm gejagt und mir die aus Textbausteinen zusammengeklebte Berichtmappe dann feierlich vorgestellt. Zun?chst die gute Nachricht: Ich geh?re zu den „Guten“, was immer das auch hei?en mag. Die schlechte: Ich hab keine Ahnung mehr, wie „ehrlich“ ich den Bogen dieses Gurus ausgef?llt habe. Bei der Besprechung suchte ich h?nderingend nach dem Namen von dem „Chacka“-Hansel aus Holland, um mich ein wenig von dem „das ist super“ und „machen Sie weiter so“ abzulenken. Emil Rattelband hei?t der, das fiel mir dann abends doch noch beim Tomatenschneiden ein. Aber was hei?t nun Gelb? Erstmal nix Schlimmes, soviel ist sicher, denn after all hoffe ich, da? mir doch etwas mehr Pers?nlichkeit und Charakter innewohnt, als man ihn mit einer noch so vollen Datenbank mit Textbausteinen beschreiben k?nnte. Offiziell, also nach Carl Jung, dem Erfinder des dem Insights-Konzept zu Grunde liegenden psychoanalytischen Ansatzes, bin ich als Gelber folgendes:
Inspiratoren sind extravertiert und gesellig und suchen ein angenehmes soziales Umfeld, in dem sie Kontakte kn?pfen und erhalten k?nnen. Sie sind f?hig, in anderen Begeisterung f?r eine Sache zu wecken und unterhalten ein ausgedehntes Netzwerk an Kontakten, das eine gute Grundlage f?r ihre Gesch?fte bildet. Gesellschaftlich gewandt, schliessen sie leicht Freundschaften und ?berwerfen sich mit anderen nur selten ernsthaft. Sie sind verbal geschickt und verkaufen ihre eigenen Ideen gut und wecken dabei Begeisterung in anderen.
Meine sprachliche Gewandtheit kommt in Wahrheit daher, da? ich samstags, wenn mir langweilig ist, in Baum?rkte gehe und mir von Verk?ufern neue Vokabeln beibringen lasse. So wie diesen Samstag, wo ich meinen Grundwortschatz um ein neues Wort erweitern konnte, nachdem ich in bester Dingsda-Manier auf einen Sanit?rfachverk?ufer zuging und nach einem „Chromdeckel f?r das zweite Loch in der Sp?le, also das, was nicht gebraucht wird“ fragte. Sich in sicherer ?berlegenheit w?hnend (und darum auch f?r einen Moment unglaublich arrogant grinsend) stolzierte er zum betreffenden Regal und holte dem d?mlichen Akademiker mit einem gezielten Griff das Gew?nschte aus dem Regal. „Hier“ sagte er, „es hei?t so, wie es tut: Ein Hahnlochstopfen.“