Archiv für die 'Traumdieb & Umwelt' Kategorie

G-Nerved!

Warum ich genervt bin? -Och, das liegt sicher nicht an meiner neuesten Errungenschaft, mit der ich fortan wesentlich besser und vor allem augenschonender in die virtuelle Welt blicke: Ein wunderbares TFT-Display aus dem Hause Samsung. Ja, hab mich endlich durchgerungen, eines zu kaufen, und merke nun, am Tag 2 der neuen Zeitrechnung, was ich da jahrelang meinen Augen selbst mit 100Hz R?hrenmonitor angetan habe. Ein wahrer Augenschmaus, quasi eine Anti-aging Creme f?r meine Netzhaut. Die R?hre steht hier noch daneben, das Replacement wahrscheinlich ein wenig mit Neid und Verachtung be?ugend, aber wohl wissend, da? es Zeit ist, Abschied zu nehmen. W?re da nicht der zweite Anschlu? an meiner Grafikkarte, mit dem ich meinen Desktop um stolze 1152×864 Pixel erweitern kann, wenn es die Aufgabe erfordert. Zum Beispiel beim Suchen nach „academic literature“ zu einem noch nicht ausgegorenen Diplomarbeitsthema.
Geschickte ?berleitung, ich wei?, danke danke. Denn das nervt richtig! Entweder, die 1 Milliarde Journals und Business Reviews, auf die unsere Uni abonniert ist, enthalten nur das Falsche f?r mein Themengebiet, oder aber es ist nur der Abstract downloadbar – „if you want to buy the full-text version of this article, click here for prices and availability“ … and don’t forget to kiss me arse! Richtig wild werde ich aber, wenn ich glaube, ein Meilensteins-Werk gefunden zu haben, und sich dann dieses Evangelium aus unerfindlichen Gr?nden nicht als PDF runterladen l??t! Da h?ng ich echt unter der Decke.
Genauso, wenn mein niederl?ndischer Mitbewohner seine Vereinigungs-Idioten hier ins Haus schleppt. Wenn seine Freundin da ist, wirkt der Kerl wie weichgesp?lt. Da wird mit ge?lter Stimme bei Kuschelrock 87 ges?uselt, v?llig homosexuell W?sche gewaschen, aufgeh?ngt und geb?gelt, beim Essenkochen liebevoll Gem?se geschnippelt, das Geschirr wird abgewaschen, und die Klobrille nach Gebrauch runtergeklappt. Fallen seine beklopppten Horden hier ein, pissen sie alle neben das Klo, es gibt fettige Burger mit Fritten (und so sieht dann die K?che auch aus), er l?uft in einem versifften Verbindungsshirt rum und die Meute gr?lt primitivst in der Gegend rum, untermalt von asozialstem Holland-Plastik-Techno. Warum ist dieses Volk einfach immer so laut? -Und ich hier in meinem Zimmer, einen Stock weiter oben, bei dem Versuch, endlich einen Schritt weiter zu kommen.
Ebenso vergeblich blieb bisher die Suche nach einem neuen geeigneten Fortbewegungsmittel. Fazit nach der Besichtung von ein paar Hundert Gebrauchtwagen am Wochenende: Es gibt keine Diesel, es gibt keine sparsamen Benziner, es gibt fast nichts au?er Kombis – es sei denn, man gibt 3000 Euro mehr aus, als man vorhatte.
Ach ja, es gibt so vieles, ?ber das man sich aufregen m?chte, darunter auch solches, wor?ber es sich lohnte aufzuregen. Dazu geh?rt nicht, das Montoya Schumacher im Tunnel an die Wand gefahren hat, auch nicht, da? ich gestern hier fast eingegangen bin, weil der Nachbar sein Flachdach mit einer krassest L?sungsmittel freisetzenden Beschichtung hat streichen lassen. Aber da? die USA mit ihrem gegenw?rtigen mode-of-conduct durchkommen, die Welt quasi zuschaut, wie alle supranationalen Abkommen, die wirklich etwas bedeuten, mit F??en getreten und bespuckt werden, das ist wirklich skandal?s. Auch bei dem, was Israel da abzieht bekomme ich G?nsehaut am Knie. Aber was soll’s, sind ja eh alles nur Terroristen, hm?!
Und dann schreibt mir noch so ein Hohlpfosten von Spammer sowas in seinen 723sten Enlarge-your-penis-buy-our-pills Versuch, mich in den endg?ltigen Wahnsinn zu treiben:

Gratitude is born in hearts that take time to count up past mercies.

Und jetzt? -Nun, Cicero hat es mal so formuliert: A happy life consists in tranquillity of mind.
Na dann.

85 Euro und 10 Cent

Ich habe heute 10 Cent f?r eine Dienstleistung bezahlen m?ssen, die ich bisher f?r mehr als selbstverst?ndlich gehalten habe: Brotschneiden. Ich dachte, ich h?re nicht richtig, als die Konditoreiwarenfachverk?uferin einer gro?en Aachener B?ckerei mir den Preis f?r die geschnittene Eifelkruste nannte. Ich hab das dann auch leider freiwillig bezahlt, mir aber dann fast den Kopf abgesch?ttelt, v?llig schockiert ?ber den Erfindungsreichtum sogenannter Gewerbetreibender. Das ist in etwa das selbe wie das Beratungshonorar f?r eine Terminabsprache auf der Arztrechnung. Suchte ich noch vor ein paar Wochen in Bamberg eine B?ckerei, die ?berhaupt eine Brotschneidemaschine gehabt h?tte, wei? ich heute, wof?r ich 10 Cent investiert habe. Wahrscheinlich erhalte ich damit langfristig eine Lehrstelle…
Anders sieht es aus, wenn man sich eine halbe Stunde im Lust for Live aufh?lt. Ein Laden, der der bestsortierteste der Republik sein mu?, wenn es um Dinge geht, die entweder komplett h??lich sind oder mir nicht passen.
Wie war das noch noch? -„Gibt es diese Schuhe auch in sch?n oder dieses T-Shirt ohne Aufdruck? Wenn ich lesen will, kaufe ich mir ein Buch!“
Wer sich wundert, wo denn die ganze Kaufkraft und -bereitschaft deutscher Konsumenten geblieben ist, der soll einer der trendig-hippen, ?bermotivierten Verk?uferinnen mit schier unglaublichem Dekolltee (zugegeben, wir sind schlie?lich nicht im Frauenknast) beobachten, wie sie den Leuten mit Geschmack und vor allem Geldbeutel die Jeans auf die Arme packen und in Richtung Umkleide dirigieren. -Die sollten sich nach Akkord bezahlen lassen! Das Jeansregal hat eine sensationelle Turnover-Rate, da 50% der Ware permanent im Laden rotiert. Es verwundert angesichts des schlechten Konsumklimas umso mehr, da? dort die Hosen von Hilfiger, Pepe und Diesel -kein Modell unter 85 Euro- rausgetragen werden wie Apfelsinen. Oder machen die das alle auf Pump?
Ich war heute mit Alice auch bei Kookaї drin. Vorsicht, keine voreiligen Schl?sse! -Gelockt von einem gro?en „50%“-Banner. Da? ich mich -sehr vorsichtigt ausgedr?ckt- mit der aktuellen Mode, gerade der f?r Frauen, ein wenig schwer tue, ist bekannt. Auch mir. Aber da? man in noblen L?den mit einer Couture konfrontiert wird, die eher an Altkleidersammlungen f?r Afghanistan oder an Secondhandl?den erinnert als an hochwertige Schnitte und Materialien, stellt mich verwundert einmal mehr vor die Frage, in welcher Welt ich eigentlich lebe. Abgewetzte Jeans kosten extra, und ausgewaschene Shirts gehen auch zum Cashmere-Zweiteiler, solange sie nur von einer hippen Marke sind, v?llig egal wie schei?e das Endergebnis aussieht. Da tragen die mindestens homosexuellen Schaufensterpuppen bei Esprit doch tats?chlich hellgr?ne Nicky-Cardigans! Ich seh den Schund jetzt schon im Ausverkauf in den W?hltischen oder den einen oder anderen Erstsemester aus K?ln hier an unserer Uni mit rumlaufen…
Und dann die mittlerweile dritte Auflage der Vintage-Seuche. Erst 80s, dann 70s, und jetzt 60s. Ich rege mich nicht mehr ?ber die Wucherpreise f?r die Wiederauflage der Turnschuhe, f?r die man damals bei uns in der Grundschule Pr?gel bezogen hat und nach dem Turnunterricht in die Toilette gesteckt wurde, auf. Nein, das ist pass?. Schon lange. Soll doch jeder das tragen, womit er seine Vergangenheit verarbeiten kann!
Heute hab ich dann den wahren Knaller gesehen: original Adidas Turnbeuteltaschen. Die mit den Adidas-Logos in der oberen Ecke und dem Trageriemen. Damals maximal 20 Mark. Mehr h?tte auch keiner f?r ein St?ck stinkenden Textilverbund mit billigem Siebdruck, messerscharfem weil total minderwertigen Rei?verschlu?, und „Made in China“, in das nur ein Paar nicht allzugro?er Turnschuhe (am besten Adidas „Samba“) und ein T-Shirt pa?t, freiwillig gezahlt. Heute 35 Euro. -Und ‚paar auf’s Maul f?r jeden, der das bezahlt, wenn es nach mir ginge. Herr, la? Hirn regnen!

Chlorfrei

Wahnsinn. Ich habe einen Sitzplatz. Und ein eigenes Schlie?fach. Ich h?tte sogar einen Rechner haben k?nnen. Nat?rlich mit Flachbildschirm. Selbst ein Fensterplatz w?re heute dringewesen! -Kurzum, bevor sich der geneigte Leser weiter wundert, ich bin in der Bib. Zum ersten Mal seit langem wieder einmal f?r l?nger als blo? auf einen Kaffee und zum Leute treffen. Das kann man n?mlich den ganzen Tag. -Uneingeschr?nkt wohlgemerkt. Wer allerdings einen der begehrten Sitz- oder Rechnerpl?tz will, mu? fr?h aufstehen. Und wer Wert auf einen Notebook-Steckplatz legt, kommt wie beim Sommerschlu?verkauf am besten noch vor Tores?ffnung und campiert im modernen Innenhof unter den Fahrradst?ndern. (Zum Gl?ck wurde WLAN noch nicht erfunden!) Der fr?he Vogel f?ngt auch hier wiedereinmal den begehrten Wurm, oder aber, wer zu sp?t kommt, den bestraft das Uni-Leben mit der Zechen-Garderobe.
Ungeachtet dessen, da? drau?en schon die ersten B?ume bl?hen und die Natur sehr in den Startl?chern steht, l??t die noble Bl?sse einiger derer, die sich tagt?glich in der Bib internieren, darauf schlie?en, da? es ein langer Winter gewesen sein mu? und 8 Stunden vor dem Monitor eben doch nicht br?unen, so wie es mal in einer Netzzeitschrift am 1.4. letzten Jahres suggeriert wurde.
Ach ja richtig, es sind ja Pr?fungen n?chste Woche. War mir, als (hoffentlich) endlich Scheinfreiem, schon g?nzlich entfallen. *h?stel* Und mit dem neuen, gleichsam segensreichen wie geha?ten Bachelor-Master-System kann der dritte Block schon einiges bedeuten. Da hei?t es unter Umst?nden schon bald wieder Koffer packen f?r diejenigen, die immernoch Daddy Glauben schenken, wenn er von den unausweichlichen Vorteilen einer Mitgliedschaft in einer dieser uns?glichen Idioten-Vereinigungen schw?rmt, und lieber vier mal die Woche saufen gehen, als mal ein wenig in ihren Unterlagen zu lesen. Naja, zum Gl?ck ist wohl der Mitgliederschwund ebenso gravierend wie bezeichnend, aber das hei?t noch lange nicht, da? nun auch weniger Leute mit diesen affigen Verbindungspullis rumrennen, nein, sie werden blo? immer ?lter.
So wie ich. Aber heute habe ich es ja geschafft, den Anfang vom Ende einzuleiten. Ich sitze hier, mit f?nf fremden Diplomarbeiten und warte auf Eingebungen. Nunja, ich kann schonmal soviel sagen, da? ich bisher alle Arbeiten echt gruselig finde, was das Aussehen betrifft. Sicher, auf die inneren Werte kommt es an, aber doch nur, wenn man auch ?sthetisch Lust hat, bis dahin vorsto?en zu wollen. Also soviel ist schonmal sicher: Da mache ich was anders!
Ich frage mich nur die ganze Zeit, wo die Ausgabestelle f?r die intellektuellen Gesichtsausdr?cke ist, die hier jeder nach Passieren der Eingangst?r gefunden zu haben scheint. Auch, wo die St?cke zu finden sind, die hier so einige im Allerwertesten tragen. Aber vielleicht liegt es ja auch an der Luft hier drin, die zunehmend schlechter, lauter und durchdachter wird.
Ich sitze an einer Tischgruppe mit lauter Leuten, die das selbe tun wie ich, so scheint es. Nat?rlich nicht gerade jetzt, wo ich diese Zeilen analog auf meinen Collegeblock blogge. Sie alle lesen ein bi?chen hier und da, pinnen sich das eine oder andere in ihre Bl?cke, notieren hier, markern da, aber eigentlich schaut jeder alle paar Zeilen auf, versucht ein gequ?lt-eloquentes Gesicht zu machen, das intensives Sinnieren ?ber die komplexesten Sachverhalte und das Aufstellen immer neuer, spannender Axiome und Theoreme vermuten l??t. Im Grunde aber geschieht das nicht etwa nach einer bestimmten Textpassage, sondern immer dann, wenn jemand vorbeil?uft, niest, gesch?ftig bl?ttert, redet, irgendwo ein Handy im Lautlos-Modus ?ber die h?lzerne Tischplatte h?pft – immer in der Hoffnung, da? etwas, das nur marginal interessanter ist also die gegenw?rtig ausge?bte T?tigkeit mehr Konzentration und Aufmerksamkeit verdient als nichtssagende Notizen auf chlorfrei gebleichtem Papier und noch weniger aussagekr?ftige Statistiken aus fremder Feder.
Entlarvt. Ich und alle anderen.

Bodo und Irina kommen beide zu sp?t. Sie blo? 2 Minuten, er 3. Der Vorlesungssaal platzt schon aus allen N?hten, keine Chance mehr auf einen regul?ren Platz. W?hrend der Professor schon die ersten Folien auflegt, entschlie?t sich Irina endlich, vorn in der ersten Reihe, dort, wo niemand freiwillig sitzen mag, f?r einen Platz in der Stuhlreihe. Normalerweise turnt Bodo quer durch den Saal, um als Grundnutzen seinen angestammten Platz zu erreichen, und als Zusatznutzen mit dieser Aktion dem ganzen Publikum unmi?verst?ndlich zu demonstrieren, was er doch f?r ein geiler Typp ist. Anders heute, da l??t er es lieber, wittert er doch, da? ein Mi?lingen seiner Kletter?bung bei vollem Haus unweigerlich zu einem defizit?ren Image f?hren wird.

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