Neulich in M?nchen
Geschrieben in Weblog am 17. April 2006 3 Kommentare »
Hilton, Englischer Garten. Wieder eine dieser Fachmessen mit Konferenz-Angebot. Auf der einen Seite Pflichttermin, um endlich ein wenig mehr fundiertes Wissen ?ber Suchmaschinenmarketing anzuh?ufen einzukaufen, auf der anderen Seite eine extrem willkommene, wenn auch anstrengende Gelegenheit, dem Alltag zu entfliehen. 5 Sterne deluxe, na sch?n, wenn Ihr meint. Sollte ich irgendwann mal das Geld zum Sch***en haben, werde ich mir Hotels mit 6 oder noch mehr Sternen suchen m?ssen, in der Hoffnung, da? die wenigstens ihr Geld wert sind. Aber ok, immerhin Klassen besser als in Boston, und sogar nur halb so teuer.
In den Konferenzr?umen das gewohnte Bild: Schreibblock, Werbekuli, Getr?nkeauswahl (Cola, Fanta, Wasser mit, Wasser ohne, Wasser ganz ohne, O- und A-Saft), dazu Pfefferminz vom Werbepartner. Platz nehmen auf diesen Konferenz-St?hlen, von denen ich so langsam den Verdacht habe, da? es auf der Welt nur eine Firma gibt, die Konferenzr?ume bestuhlen darf. So gesehen ist M?nchen auf einmal M?nchen, Gerolstein, Bad Neuenahr, Boston, Bad Godesberg. Komplett austauschbar, das alles – chairwise, versteht sich.
Das selbe gilt f?r die Gesichter, die da rumlaufen, auch Austeller und Redner genannt. Allesamt Messehuren, die das ganze Jahr durch die Kongresse tingeln oder tingeln m?ssen. Neue Leute zu treffen wird schon schwer, wenn man mal so zwei-drei Kongresse zum selben Thema besucht hat. Oder auf einer Fachmesse war, da treffen sich eh alle wieder. Kein Wunder, da? man aufpassen mu?, nicht nach dem dritten Stand schon breit zu sein, bietet einem als „guter Bekannter des Hauses“ jeder gleich ein Gl?schen an. Beinahe ekelhaft gestaltet sich dieses Buhlen um neue Kunden, die Gesichter dieser Menschen am zweiten Messetag sprechen B?nde. Aber Hauptsache man bringt genauso viele Visenkarten mit, wie man selber verteilt hat.
Zur?ck nach M?nchen, auch wenn es schwerf?llt. Das beste an diesen beiden Tagen ist das, was ich mir notiert habe. Die Powerpoint-Abdrucke sind so gut wie unbrauchbar, reine Werbeprospekte. Nun ja, fast. Eine willkommene Abwechslung ist das Essen. F?nfzehnter Stock, hoch ?ber M?nchen, zum gemischten Vorspeisenteller bestaune ich die Alpen. ‚Nimm keinen kalten Fisch‘ hat mir eine Kollegin geraten, der das letzte Hilton-Essen nicht ganz so wie geplant bekommen war. Ich halte mich dran und genie?e, was die K?che so hergibt. Schlie?lich habe ich der Firma 40 Euro auf den Zimmerpreis gespart und bin stattdessen mit einem Schokoriegel und einem schwarzen Tee aus dem Wasserkocher in den Tag gestartet. Beim Zuckereir?hren denke ich mir noch, da? ich echt bescheuert gewesen sein mu?, den g?nstigsten Preis im Internet gebucht zu haben, weil ich nun wegen bekloppter Reisekostenregelung der Gelackmeierte bin. Kein Fr?hst?ck im Bauch, daf?r aber kaufm?nnisches Geschick bewiesen weil g?nstig die ?bernachtung gebucht. N?hme ich Fr?hst?ck, w?re mein Tagesanfangsbudget minus 17 Euro. -Hol das mal wieder rein in einer Stadt wie M?nchen!
Irgendwie stecken mir auch noch die 2 mal 40 Minuten Fu?weg vom Vorabend in den Gr?ten, als wir auf der Suche nach angemessener Abendverpflegung und durstl?schenden Getr?nken im Stechschritt quer durch den Englischen Garten in die City getobt sind. Oder kommt der Jetlag doch von dem letzten Weizen an der Hotelbar, mit dem ganz sicher irgendetwas nicht gestimmt haben mu??
Eines ist sicher, der Tag geht noch irgendwie rum. Dazu tr?gt der Referent da vorne jetzt erheblich bei. Sein Name klingt deutsch, aber ich mu? mich sehr zur Konzentration rufen, um sein Kauderwelsch zu verstehen. Er entschuldigt sich, er m?sse erst wieder sein Deutsch reaktivieren, da er gerade 3 Monate in Japan gelebt habe. Ich lausche gespannt seinen Worten, denn das lohnt sich allein schon vom Unterhaltungswert. Japan? -Keine Bohne! Das ist astreines Spanier-Deutsch mit tschechischem Akzent. „Bie chaben bier bor, das Proplem ?u l?se?“ -Keine Ahnung Jaun-Pavel, aber sag doch bitte nochmal „Qual der Wahl„!
Ein paar Stunden sp?ter schaukelt mich die S-Bahn durchs M?nchner Vorland zum Flughafen. Eben noch konnte ich den Anflug von Mi?gunst abwenden, der mich erfa?te, als ich im stark b?igen Wind an der Bushaltestelle stehend versucht habe, meine Kleidung zu kontrollieren, als ein maximal gleichaltriger aber 10mal st?rker gebr?unter Juppie im Designerzwirn den Chicks in der Hotel-Lobby winkend selbige verlie?, um nach einem kurzen Druck auf die Funkfernbedienung seinen im absoluten Halteverbot parkenden 911er zu aktivieren, l?ssig sein Aktent?schchen in den Kofferraum zu werfen und schlie?lich alle Zylinder boxend das Terrain verlie?. Vierzig Minuten drauf durchlaufe ich den ganzen Franz-Josef, kaufe mir noch eine Zeitung, die ich lese, w?hrend ich versuche, mich nicht ?ber die halbe Stunde Versp?tung meines Fluges zu ?rgern. Gut, da? ich mir nichts zu essen gekauft habe, sonst w?rde ich wahrscheinlich die Salzstangen, die mir die freundliche DBA mit einer Cola Light („Mit Zitronenscheibe und Eis?“ gereicht hat, verschm?hen m?ssen. Nein, dieser Fluglinie geb?hrt mein unbedingtes Lob. Getr?nk, Snack, Zeitung und ein Magazin – alles inklusive. Auf dem Hinflug war es noch der Focus Money, auf dem R?ckflug mu?te es der Playboy sein. Die DBA wei? eben, was M?nner wirklich wollen: Feierabend.