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Neulich in M?nchen

Hilton, Englischer Garten. Wieder eine dieser Fachmessen mit Konferenz-Angebot. Auf der einen Seite Pflichttermin, um endlich ein wenig mehr fundiertes Wissen ?ber Suchmaschinenmarketing anzuh?ufen einzukaufen, auf der anderen Seite eine extrem willkommene, wenn auch anstrengende Gelegenheit, dem Alltag zu entfliehen. 5 Sterne deluxe, na sch?n, wenn Ihr meint. Sollte ich irgendwann mal das Geld zum Sch***en haben, werde ich mir Hotels mit 6 oder noch mehr Sternen suchen m?ssen, in der Hoffnung, da? die wenigstens ihr Geld wert sind. Aber ok, immerhin Klassen besser als in Boston, und sogar nur halb so teuer.
In den Konferenzr?umen das gewohnte Bild: Schreibblock, Werbekuli, Getr?nkeauswahl (Cola, Fanta, Wasser mit, Wasser ohne, Wasser ganz ohne, O- und A-Saft), dazu Pfefferminz vom Werbepartner. Platz nehmen auf diesen Konferenz-St?hlen, von denen ich so langsam den Verdacht habe, da? es auf der Welt nur eine Firma gibt, die Konferenzr?ume bestuhlen darf. So gesehen ist M?nchen auf einmal M?nchen, Gerolstein, Bad Neuenahr, Boston, Bad Godesberg. Komplett austauschbar, das alles – chairwise, versteht sich.
Das selbe gilt f?r die Gesichter, die da rumlaufen, auch Austeller und Redner genannt. Allesamt Messehuren, die das ganze Jahr durch die Kongresse tingeln oder tingeln m?ssen. Neue Leute zu treffen wird schon schwer, wenn man mal so zwei-drei Kongresse zum selben Thema besucht hat. Oder auf einer Fachmesse war, da treffen sich eh alle wieder. Kein Wunder, da? man aufpassen mu?, nicht nach dem dritten Stand schon breit zu sein, bietet einem als „guter Bekannter des Hauses“ jeder gleich ein Gl?schen an. Beinahe ekelhaft gestaltet sich dieses Buhlen um neue Kunden, die Gesichter dieser Menschen am zweiten Messetag sprechen B?nde. Aber Hauptsache man bringt genauso viele Visenkarten mit, wie man selber verteilt hat.
Zur?ck nach M?nchen, auch wenn es schwerf?llt. Das beste an diesen beiden Tagen ist das, was ich mir notiert habe. Die Powerpoint-Abdrucke sind so gut wie unbrauchbar, reine Werbeprospekte. Nun ja, fast. Eine willkommene Abwechslung ist das Essen. F?nfzehnter Stock, hoch ?ber M?nchen, zum gemischten Vorspeisenteller bestaune ich die Alpen. ‚Nimm keinen kalten Fisch‘ hat mir eine Kollegin geraten, der das letzte Hilton-Essen nicht ganz so wie geplant bekommen war. Ich halte mich dran und genie?e, was die K?che so hergibt. Schlie?lich habe ich der Firma 40 Euro auf den Zimmerpreis gespart und bin stattdessen mit einem Schokoriegel und einem schwarzen Tee aus dem Wasserkocher in den Tag gestartet. Beim Zuckereir?hren denke ich mir noch, da? ich echt bescheuert gewesen sein mu?, den g?nstigsten Preis im Internet gebucht zu haben, weil ich nun wegen bekloppter Reisekostenregelung der Gelackmeierte bin. Kein Fr?hst?ck im Bauch, daf?r aber kaufm?nnisches Geschick bewiesen weil g?nstig die ?bernachtung gebucht. N?hme ich Fr?hst?ck, w?re mein Tagesanfangsbudget minus 17 Euro. -Hol das mal wieder rein in einer Stadt wie M?nchen!
Irgendwie stecken mir auch noch die 2 mal 40 Minuten Fu?weg vom Vorabend in den Gr?ten, als wir auf der Suche nach angemessener Abendverpflegung und durstl?schenden Getr?nken im Stechschritt quer durch den Englischen Garten in die City getobt sind. Oder kommt der Jetlag doch von dem letzten Weizen an der Hotelbar, mit dem ganz sicher irgendetwas nicht gestimmt haben mu??
Eines ist sicher, der Tag geht noch irgendwie rum. Dazu tr?gt der Referent da vorne jetzt erheblich bei. Sein Name klingt deutsch, aber ich mu? mich sehr zur Konzentration rufen, um sein Kauderwelsch zu verstehen. Er entschuldigt sich, er m?sse erst wieder sein Deutsch reaktivieren, da er gerade 3 Monate in Japan gelebt habe. Ich lausche gespannt seinen Worten, denn das lohnt sich allein schon vom Unterhaltungswert. Japan? -Keine Bohne! Das ist astreines Spanier-Deutsch mit tschechischem Akzent. „Bie chaben bier bor, das Proplem ?u l?se?“ -Keine Ahnung Jaun-Pavel, aber sag doch bitte nochmal „Qual der Wahl„!
Ein paar Stunden sp?ter schaukelt mich die S-Bahn durchs M?nchner Vorland zum Flughafen. Eben noch konnte ich den Anflug von Mi?gunst abwenden, der mich erfa?te, als ich im stark b?igen Wind an der Bushaltestelle stehend versucht habe, meine Kleidung zu kontrollieren, als ein maximal gleichaltriger aber 10mal st?rker gebr?unter Juppie im Designerzwirn den Chicks in der Hotel-Lobby winkend selbige verlie?, um nach einem kurzen Druck auf die Funkfernbedienung seinen im absoluten Halteverbot parkenden 911er zu aktivieren, l?ssig sein Aktent?schchen in den Kofferraum zu werfen und schlie?lich alle Zylinder boxend das Terrain verlie?. Vierzig Minuten drauf durchlaufe ich den ganzen Franz-Josef, kaufe mir noch eine Zeitung, die ich lese, w?hrend ich versuche, mich nicht ?ber die halbe Stunde Versp?tung meines Fluges zu ?rgern. Gut, da? ich mir nichts zu essen gekauft habe, sonst w?rde ich wahrscheinlich die Salzstangen, die mir die freundliche DBA mit einer Cola Light („Mit Zitronenscheibe und Eis?“ gereicht hat, verschm?hen m?ssen. Nein, dieser Fluglinie geb?hrt mein unbedingtes Lob. Getr?nk, Snack, Zeitung und ein Magazin – alles inklusive. Auf dem Hinflug war es noch der Focus Money, auf dem R?ckflug mu?te es der Playboy sein. Die DBA wei? eben, was M?nner wirklich wollen: Feierabend.

Mit meiner Lateeeeeeeeeeerne….

In anderen Kulturkreisen st?nde dieser Tage wieder mal mein Namenstag an. Nun ist das ja bei uns so wenig verbreitet, da? ich das selber nichtmal genau wei?, wann ich denn nun an der Reihe bin. Googeln hilft da zwar, aber mehr als sch?n zu wissen, da? es der 11.11. sein wird, ist es nun einmal nicht. Au?er, da? da die Bekloppten ihren Startschu? in diese uns?gliche Erfindung des Brauchtums „Karneval“ erleben und begehen, werden die Rheinl?nder wohl nichts anderes mit diesem Datum verbinden.
Umso sch?ner ist da dieser Brauch mit den Laternenz?gen. Vor gut einer Woche flatterte uns hier eine Ank?ndigung in den Briefkasten, wahrscheinlich vom Kindergarten auf der anderen Stra?enseite. Dort war von einem Laternenzug durch unsere Stra?e die Rede, und da? man doch bitte eine Kerze oder sonstwas stimmungsvoll Illuminierendes in seine Fenster stellen solle, damit die Kinder was zum Gucken h?tten. Verziert war das ganze dann durch einen namenlosen K?nstler mit etwas, das mich nach zwei Pullen Rotwein durchaus an eine Blume erinnern k?nnte.
Heute jedenfalls war dann der Umzug. Unsere Fenster waren selbstverst?ndlich unbeleuchtet, wie k?nnte es auch anders sein! Als ich diese kleinen Racker dann aber durch die Stra?en hab ziehen sehen, ist mir doch etwas sentimenal geworden. Alle so putzig im dicken Anorak (sagt man das heute noch zu warmen, unm?glich geschnittenen Jacken?), mit der Laterne in der einen Hand und Mutti an der anderen, und nat?rlich aus voller, stolzer Brust die typischen Ges?nge intonierend: „Ich zieh mit meiner Lateeeeeeeeeeeeerne, und meine Laterne mit mir“. Oder auch „das Licht ist aus, wir gehn nachhaus, rabimmel rabammel rabumm„. Und so weiter, und so weiter. W?re ich noch l?nger da drau?en dabei stehen geblieben, h?tte ich mir wohl eine Laterne „organisiert“ und w?re mitgelaufen, die Texte konnte ich jedenfalls noch weitgehend mitsingen.
Aber ach, was w?re das f?r eine kl?gliche Vorstellung geworden? -Nur mitgehen, um sich als Besserwisser da einzumischen und die Peinlichkeiten und die Schmach der eigenen Laternenumz?ge zu lindern? Nein, macht man nicht. Kinder m?ssen da durch, jedes Jahr von neuem. Ich erinnere mich gut an meine Laternen. Und auch, da? ich jedes Mal zu denen geh?rte, die das Teil immer -mehr oder weniger- heil und am St?ck wieder mit nach Hause gebracht haben. ‚War ja klar, du ewiger Spie?er‘ sagen die einen, die anderen werden mir wohl wieder den Lamer anzuheften versuchen. Das gr??te Drama meiner Martinsumz?ge waren damals auch keine Wachsflecken in dem Lampion und st?ndig ausgehende Kerzen, sondern vielmehr die dauernden H?nseleien durch all die Schwachmaten, die das zweifelhafte Gl?ck hatten, einen Namen zu tragen, der mit keinem Event einherging.
Gerechtigkeit kam dann damals dewegen auch in mehreren Formen: Ich erinnere mich noch als sei es gestern gewesen, an heulende Kindergartenkameraden, deren M?tter die lichterloh brennende Laterne mit dem Laternenstecken als Sch?rhaken brandmeisterlich fachm?nnisch am Stra?enrand den Elementen ?bergaben. Wem das 200 Meter nach dem Start passierte, bei dem war wortw?rtlich „das Licht ist aus, wir gehn nach Haus“ angesagt, aber sowas von! Im n?chsten Jahr wollte man dann cooler sein und vor allem nicht mehr zum Gesp?tt des ganzen Zuges werden, und vermied es deshalb, den Erfolg auf so l?cherliche Dinge wie eine sichere Kerze zu bauen. Technische Aufr?stung war das Gebot der Stunde, als die Laternenstecken auf einmal einen Batteriegriff hatten und vorne ein Birnchen dranhing. Energietechnisch waren die Teile eine absolute Katastrophe, wurden doch die mit Anerkennung belohnt, die so schlau waren, sich eine Ersatzbatterie f?r die letzten 800 Meter mitzunehmen, wo bei anderen schon l?ngst aufgrund versagender Babyzellen dunkel im Karton war. Ich hatte dann irgendwann auch mal so ein batteriebetriebenes Teil, und alles, woran ich mich in diesem Zusammenhang erinnere, ist die wohl einzige jemals durchgebrannte Birne, die je auf einem Martinszug in einen Lampion gesteckt wurde. Tja, so spielt das Leben eben. Da helfen auch keine Schmalzbrote und kein hei?er Kakao am Ende des Zuges (wobei heute sowieso unendlich fraglich erscheint, ob diese Nahrung bez?glich der biochemischen Prozesse, die solch eine fatale Kombination in einem Kinderinnenleben ausl?st, wirklich ein geeigneter Anreiz f?r die Teilnahme an einem Martinszug sein kann).
Aber ich w?re wohl sicher nicht ich, h?tte ich nicht damals schon das Risiko gemieden und in Form einer mitgebrachten Backup-Kerze antizipiert…

Im Osten viel Neues

Wiedermal unterwegs gewesen, aber diesmal weit weg auf dem alten Kontinent. Irgendwie hake ich in letzter Zeit endlich mal wieder L?nder auf der „to visit“-Liste ab. 1200 km immer gen Osten, ?ber den Pott, durch die Ostzone, via Berlin und Frankfurt/Oder, an Posen vorbei schlie?lich und endlich nach Warschau, das liegt in Polen. Was wir dem armen Nissan der Dame damit zugemutet haben ist schon enorm: Da geht es gleich hinter der Grenze los mit Landstra?en-Terror, aber der ist vorerst nur zum Warmwerden.
Zweispurig zieht sich dort die Stra?e durch die Ein?de und verbindet den kapitalistischen Westen mit den Resten des einstigen Sowjet-Einflu?bereiches bis hin nach Wei?ru?land. Offiziell soll man da wohl 80 fahren, inoffiziell haben wir nichtmal ein Schild gesehen, an das man sich h?tte halten sollen. Daf?r aber jede Menge Nutten, die oft so ?berraschend an den unm?glichsten Stellen im Nirgendwo stehen, da? man sich geradewegs anbieten m?chte, sie zu fragen, ob sie sich verlaufen haben oder ob ihnen mit R?cken dieser K?rze nicht brutal kalt ist. Aber das ?bernahmen immer schon andere, die den M?dels ein paar Minuten im warmen Wagen gerne anboten.
Die Regeln der Stra?e sind ebenso einfach: Kommt was im R?ckspiegel n?her, fahr rechts auf den Seitenstreifen, kommt etwas durch die Frontscheibe n?her, gib Gas und ?berhol einfach. Irgendwann, gerade wenn das Hemd vom Angstschwei? wieder trocken ist, weil man sich an diese Kamikaze-Fahrenden gew?hnt und Spa? am Mitmachen gefunden hat, liegen da pl?tzlich 100km Autobahn vor einem, wie sie feiner, perfekter und neuer wohl nirgendwo zu finden ist. Entsprechend leicht f?llt einem dann auch der Griff nach der Kreditkarte f?r die Maut. Kurz nach Posen ist der Spa? dann auch leider wieder vorbei – ab da geht es erst richtig zur Sache!
Mittlerweile ist es d?mmrig, es regnet leicht, und es staut sich. Nur im Scheckentempo geht es voran, und man beginnt zu denken, ob ein Flug denn nicht doch die bessere Variante gewesen w?re – schei? doch auf das ?bergep?ck! Und ?berhaupt: Wer hat sich diesen Wahnsinn hier eigentlich einfallen lassen?! -Stop! Sowas sollte man nie tun, das verdirbt nur die Laune. Schlie?lich kommt man doch noch an, nachdem man sich 250 km lang mit der vierspurigen Nutzung einer f?r hiesige Verh?ltnisse doch recht schmalen Landstra?e und krass tiefen Spurrillen gequ?lt hat. Zweehundert Puls hatte ich stellenweise, mindestens! Weit gefehlt aber, wer da glaubt, in der polnischen Hauptstadt w?rden mehr Sherriffs f?r Ordnung sorgen. Nix da, nur ein durchgetretenes Gaspedal ist ein gutes Gaspedal. Und wir mittendrin.

Kentucky Fried Chicken & The Pizza Hut
Da sitzt man dann, nach 16 Stunden auf Achse, schwer ausgehungert und ein klein wenig ?berflutet mit Reizen in Warschau abends um 10 in einem kleinen Restaurant, wo sie gegen Geld Pizza verkaufen. Die Leuchtschrift malt „Pizza Hut“ in den feuchten Nachthimmel, auf der Geb?uder?ckseite ist es „KFC“. Nachdem die Pizza da angekommen ist, wo sie hingeh?rt, sehe ich auch wieder klar und entdecke Microsoft, Buderus, MercedesBenz, Makro, BP, H&M, Peugeot, Carrefour, Geant; ja sogar einen Real, Mediamarkt, Saturn, Aldi und Obi versprechen mir die Werbeschilder. Bin ich wirklich in Warschau?
Am n?chsten Tag dann die Antwort bei Licht: Ja, ich mu? im ehemaligen Ostblock sein, denn alles, was nachts leuchtet, ist neu, alles was nicht leuchtet, ist grausamste Sozi-Platte. Zwischendrin sprie?en die Glaspal?ste und Malls wie Pilze aus dem Boden. Man fragt sich blo?, ob die Kaufkraft noch folgen wird, denn momentan bekommt man zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Parkplatz vor der T?r und kann sich drinnen seine Kassiererin aussuchen.

Der Rasende Robert
Ich hatte schon drauf gehofft, nach der ganzen City-Racer Geschichte in Warschau einen Taxifahrer auf dem Weg zum Flughafen zu haben, der es mal so richtig kesseln l??t. So… weil er sich eben auskennt. Und was sehe ich, als ich vor die T?r trete? -Einen wei?en Peugeot 405! Gut, nun ist Warschau nicht Marseilles, und tieffliegen kann der olle Bock auch nicht mehr, aber who cares? -Der Pawel soll’s mal so richtig brennen lassen!
Im Wagen wies die Taxilizenz Pawel als Robert aus, und der Tachostand von 205000 km machte wenig Hoffnung auf ein imposantes Geschwindigkeitserlebnis durch die City. Kurz nach dem Losfahren attestierte ich v?llig defekte Sto?d?mpfer; also zumindest der, auf dem ich sa?, hatte nichts mehr mit seinem Prim?rnutzen zu tun. Robert schien um diese und zig andere Unzul?nglichkeiten an seinem Fahrzeug aber zu wissen, denn der Gleichmut, mit dem er immer und immer wieder die absolut desolate weil chronisch rutschende Kupplung im Stop-and-go bediente, lie? auf nichts anderes schlie?en. Robert hatte auch Augen f?r vorbeilaufende, junge Damen -kein schlechtes Wort an dieser Stelle ?ber seinen Geschmack, mein lieber Scholli!- allerdings h?tte uns das beinahe einen Unfall eingebracht, den er gerade noch so verhindert hat: Ich hatte es schon knallen h?ren!
Als wir dann endlich mal freie Bahn mit Marzipan hatten, da hat er dann auch mal ein klein wenig TaxiTaxi gespielt, so mit 120 ?ber die Zubringer, mit 90 in eine 30er Baustelle rein, schwungvoll abbiegen mit 70, und dr?ngeln wie ein Gro?er. Irgendwas piepte da in diesem Taxi schon die ganze Fahrt ?ber, und ich dachte noch, es sei die Funkanlage. Als Robert da gerade ganz fluffig volles Rohr die anderen Autos am Vers?gen war, entdeckte ich die Herkunft des Piepen: Die Tankuhr. Ich sage Ihnen, der Tank was sowas von leer, aber sowas von, da h?tte ich schon l?ngst mit dem Schwitzen begonnen. Robert war ruhig und gab noch etwas mehr Gummi, schlie?lich sah der Kapitalist auf der R?ckbank so aus, als h?tte er es eilig.

Aber Ende gut, alles gut: Ich bin wieder wohlbehalten nach nur anderthalb Stunden Flug gelandet. Und ich mu? ganz ehrlich mal sagen, diesen Flug hab ich mir mir der Autofahrt auf dem Hinweg auch wirklich verdient. Sollte man viel ?fter so machen, da lernt man solche Sachen wieder richtig sch?tzen.

Der l?ngste Tag und die k?rzeste Nacht

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erz?hlen. Genau, er kann, mu? aber nicht. Ich will hier niemanden mit einem truely half-assed Bericht von meiner v?llig unbedeutsamen Reise nach Boston langweilen, sondern nur eben ein paar kleine Anekdoten runtertippen, die ich mir in den Staaten aufgeschrieben habe und mangels PC und Internet nicht vor Ort schon in die Welt br?llen konnte.

Endzeit
Wer sich je gefragt hat, woher Filmemacher und Autoren ihre Endzeitszenarien haben, der kann noch keinen Bustransfer zwischen den Terminals auf London Heathrow mitgemacht haben! Ich glaube wirklich, da? ich noch an keinem Ort gewesen bin, der lebensfeindlicher war als das Wirrwar der Cargotunnel und Gep?ckkatakomben. Eine sofortige Depression st?lpt sich ?ber einen, wenn man im Bus zwischen verschwitzten Achselh?hlen ihrer schweigenden Besitzer durch die get?nten und mit Millionen von Fingerabdr?cken verzierten Scheiben nach drau?en sieht, und die Augen nicht von dieser schier unglaublichen Menge in Beton gegossenen Zivilisationswahnsinns lassen k?nnen und gleichsam fasziniert wie angewidert daran h?ngenbleiben.
Wie ein Ameisenhaufen offenbart sich sich das ganze Ausma? der Leistung eines Flughafenbetriebes erst unter Tage, wo Arbeiter, die wohl selten das Sonnenlicht zu sehen bekommen, emsig der T?tigkeit nachgehen, von der wir nichts mitbekommen, au?er vielleicht, unser Gep?ck kommt mal nicht richtig an. Dann ist es bei Collin und Yogesh, die in den schmalen Zufahrten ihre Kofferwagen erst rangiert und dann kollidiert haben, beim Wiederbeladen mit vereinten Kr?ften vielleicht auf dem falschen Wagen wieder auf die Reise gegangen und sammelt Meilen, die keinem Vielfliegerkonto jemals gutgeschrieben werden k?nnen.

The American way
Je ?lter man wird, desto mehr Flunkereien der Eltern aus der Kindheit entlarvt man pl?tzlich als solche. Da? ich daf?r aber erst nach Boston, respektive Amerika, fahren mu?, h?tte ich wahrlich nicht gedacht.
„Wenn du deinen Teller nicht leeri?t, gibt es morgen schlechtes Wetter!“ (Als Kind glaubst du sowas!) -Nun, das kann eigentlich nur in Europa gelten, nicht jedoch in den Staaten. Bei den Portionen? -Keine Chance. Selbst Vielfra?e wie ich kommen da in die Verlegenheit, anderen den n?chsten Tag quasi vorsetzlich zu versauen. Aber es geht einfach nicht, was die dort auf die Teller packen! Egal ob in einem Lunchroom oder einem Diner, selbst beim Thail?nder ist es zuviel. Einerseits wundert es da nicht, da? so viele Amis so brutal fett sind (es ist echt so, ich h?tte ein ganzes GB Fotos von fetten Leuten mitbringen k?nnen!). Mich wundert vor allem, warum da die Kundschaft nicht meutert und sagt „hey, packt hier bitte eine Menge Essen auf meinen Teller, die ich essen kann und berechnet das auch so“. Anstelle vergeht einem beim Lesen der Karte schon meist der Appetit, wenn man die Preise sieht, und steht dann der Teller auf dem Tisch nervt die Bedienung ungelogen alle paar Minuten, ob es schmeckt, ob ich noch Durst habe (wie denn bittesch?n, wenn ich einen 10 Liter Eimer Cola hingestellt bekomme??), ob „you guys ok“ sind, uns schlie?lich, ob sie uns nochwas bringen kann, also ob wir „set“ sind. Verneint man diese Frage oder ist irgendwie indifferent, sagt also sowas wie ‚sp?ter vielleicht‘, trabt sie weg und bringt stattdessen die Rechnung. Klarer Fall von „no tip“. Ist gemein, ich wei?, aber genug ist genug.
?berhaupt sind die Amis echt ma?los. Jeder Honk f?hrt da mindestens 6 Zylinder, besser 8, und wenn es nur 4 sind, steht Turbo oder Twin Turbo hinten drauf. Klar, wenn der Sprit so billig ist… Aber dann sollen sie wenigstens auch damit parken k?nnen. K?nnen sie nicht, also gibt es riesige Parkpl?tze. -Das ist seltsame Logik.
Geht noch weiter: Weil sie ihre Cola nicht k?hlen, mu? ein Kilo Eis ins Glas. Weil Eis aber die subversive Eigenschaft hat, zu schmelzen und die andere Fl?ssigkeit auf diesem Wege erheblich zu verd?nnen, tun sie mehr Zucker als hier in die braune Brause.
Ma?los, kein anderes Wort hatte ich ?fter auf der Zunge und wollte es allen dauernd ins Gesicht schreien. ?ber Klimaanlagen und Energieprobleme sage ich nur: Ich war froh, auf dem Weg zur Tagung im Anzug zu schwitzen, denn daf?r hab ich w?hrend der Vortr?ge nur ganz wenig frieren m?ssen…

Konventionen?
Am Morgen des zweiten Konferenztages begr??t uns der Vorsitzende mit den Worten „Good morning everybody! How nice: you all found your way back from the hookers!“

Der fliegende Holl?nder
Ich habe gerade in meinem World Traveller Plus Sitz platzgenommen, da frage ich mich auch schon, warum diese irre gut aussehende Bombshell-Flugbegleiterin mit so einem h??lichen, d?rren Honk, der eine unterirdische Brille und eine viel zu kurze Anzughose tr?gt, plaudert, als wollten die beiden jeden Moment die Besenkammer aufsuchen. Es gibt daruf nur eine Antwort: Das ist ihr Job!
F?nf Minuten sp?ter identifiziert sich der Honk als waschechter Holl?nder, dem der Sitzplatz neben mir geh?rt, und die Stewardess als in Wahrheit leider extrem schiefzahnige Britin. Was mich an meiner Konversation mit dem Holl?nder, die selbstverst?ndlich stattfand (schlie?lich ist es kein 40 Minuten Inlandsflug!), immernoch stolz macht, ist, da? ich ihm nicht wie sonst bei Holl?ndern ?blich, auf die Nase gebunden habe, da? ich in Maastricht studiert habe und darum auch gerne mit ihm auf Niederl?ndisch plaudern k?nnte. 7 Stunden habe ich diesen Mann neben mir ertragen, und das war echt nicht einfach. Nach dem Amsterdamer Boulevardblatt zappte er erst v?llig planlos durch die 16 Videokan?le, um dann beim Info-Programm h?ngen zu bleiben und in unlesbarer Schrift anfing, Notizen zu machen. Nach dem Essen und einigen erfolglosen Versuchen, mit mir einen philisophischen Plausch zu beginnen („Will we remove our limits in research and science ourselves or will this happen automatically over time?“ oder auch: „Why is it that women smile more often than men?“), packte er seinen Laptop aus und begann einen Brief, offensichtlich an seine Lebensgef?hrtin. Unterdessen hatte ich von ihm erfahren, da? er ein Senior Researcher in seiner Firma ist, die k?rzlich verkauft wurde, er deswegen dauernd nach Boston mu? und vieles andere mehr. Darunter auch das Detail, da? er ja nur in dieser Maschine sitze, weil bei seinem ersten Versuch, am gestrigen Tage Boston zu verlassen, das Fahrwerk der Northwest-Airlines Maschine beim Ausparken zusammengebrochen ist. (Ich habe die Story jetzt mal auf das Wesentliche reduziert, was ich mir auch von ihm gew?nscht h?tte…) Er begann also seinen Brief an seine Frau, den ich hier und da versehentlich mitlas. Wenn ein Mann einer Frau schreibt, und dann dauernd Zahlen tippt, handelt es sich entweder um eine Rechnung, eine Scheidung (was auch auf Rechnung hinausl?uft), oder aber um einen Wissenschaftler oder Control-Freak, der daran glaubt, der Gegen?ber findet bestimmte Sachverhalte genauso spannend wie man selbst. Unser vielfliegender Holl?nder schreibt ihr also von Neufundland, 12 km H?he, 900 km/h und der Tatsache, da? er sich gar nicht recht vorstellen kann, da? es drau?en Minus 55 Grad sind. Beinahe h?tte ich ihm noch zur Lekt?re des Bordmagazins geraten, dann h?tte er noch dabeischreiben k?nnen, da? eine 747-400 schlappe 15000 Liter Kerosin pro Stunde durchzieht. Stattdessen hat er lieber die Zeit beim Start gemessen, 1 Minute 5 Sekunden, und er trumpft vergleichend auf, da? eine kleine 737-200 nur 45 Sekunden bis zum Take-off beschleunigt. Diskussion zwecklos, er ist schlie?lich Vielflieger. Und Holl?nder.

Giovanni aus Hongkong
Nach der k?rzesten Nacht (minus 6 Stunden) und dem wenigsten Schlaf in einer Nacht (30 Minuten… netto) sa? ich schlie?lich in dem kleinen (wahrscheinlich ?hnlich schnellstartenden) Airbus 320 von London zur?ck nach K?ln neben Giovanni. Er hatte sich gleich um Kontakt bem?ht, kein ?berfl?ssiges Warten. Ich klemmte die Streichh?lzer zwischen die Lider und bem?hte mich um freundliche, nichtssagende Konversation. Er komme gerade aus Hongkong, mache in Textilien, und er habe dort Gesch?fte geschlossen und Bestellungen get?tigt. Stolz berichtet er, ?brigens Mitte/Ende 30, Typ schmieriger Sizilianer, in ungef?lschtem Armani und echter Uhr, mit katastrophalem Mundgeruch und ranzigem Gel in den Haaren, im Geldbeutel jedoch nur die besten Karten, von seiner Industrie und dem Gesch?ft in toto. Er habe ja schon selbst in Portugal und Rum?nien Fabriken gehabt, aber damit k?nne man ja schon viele Jahre nichts mehr verdienen. Darum China. Die arbeiteten da 12 Stunden am Tag, sechseinhalb Tage die Woche f?r 120 Euro im Monat, was wolle man schlie?lich mehr? Und nach China, was kommt dann? „Nix mehr, bleibt China“, meint Giovanni und ist m?chtig stolz darauf, mir Tips zu geben, wie man in China am besten die Bev?lkerung ausbeuten kann, denn „die wollen ja wenigstens noch arbeiten! F?r jeden Lohn machen die das! Von mir aus auch 200 Euro in 5 Jahren. Keine Gewerkschaft, keine Krankheiten, keine Lohnnebenkosten. -Am T-Shirt kann man das hinterher schlie?lich nicht sehen, verstehen sie?“

America, Baby!

Nun passiert es also doch noch: Ich werde nach USA reisen. Ich kann gar nicht sagen, was genau das f?r ein Gef?hl ist. Wahrscheinlich ist es so, wie wenn jemand sein Leben lang sagt „ich w?rde nieeeemals einen Opel fahren“ und dann einen Vectra als Firmenwagen hingestellt bekommt. Gut, und nun ich in Boston. Boston liegt im Osten haben wir fr?her immer gesagt, und doch mu?te ich die Tage erstmal suchen, wo genau diese pulsierende Metropole ?berhaupt liegt.
Morgen fr?h dann erstmal von K?ln-Bonn nach Heathrow. Dorthin, wo diese Cateringfirma, die British Airways kontraktiert, daf?rt sorgt, da? sich ein extrem besorgter Customer Service Mitarbeiter des Executive Club (zu deutsch Vielfliegerprogramm) sich t?glich bei mir meldet und mich darauf einstellt, da? ich nur aus zwei warmen Gerichten w?hlen k?nnen werde, und die Zweitmahlzeit nur aus einem Deli-Bag (=pappiger Sandwich) bestehen wird. Das mu? man sich mal vorstellen: Nur aus ZWEI warmen Mahlzeiten. Mensch, ich bin wirklich entt?uscht!
Die Lady wird nicht m?de, mich seit einer Woche mit Schauerm?rchen vom Flug gegen die Zeit, der nicht untergehenden Sonne, und der dortigen Einreiseformalit?ten zu qu?len. Hauptsache, die amerikanischen Beh?rden haben meinen Weblog nur fl?chtig gelesen und wissen, da? Ulrike Meinhoff schon tot war, als ich in der von ihr h?chstpers?nlich gegr?ndeten Sch?lerzeitung das Ruder ?bernommen habe. -So Sachen fallen einem dann auf einmal wieder ein…
Dort ist es laut Wetterbericht nun 30 Grad. Celsius! Egal, noch bin ich drin in dem Wetter, das wird schon schiefgehen. Schade ist nur, da? ich bei so einem Traumwetter im Konferenzsaal eines Hotels zwei Tage lang an einem Seminar teilnehme und nicht die Stadt abmarschiere und jeden Stein fotografiere, wie ich es sonst tue. Dinge ?ndern sich offensichtlich. Aber immerhin schlie?e ich damit eine weitere L?cke auf der Landkarte der bereisten L?nder.
Wenn ich dann Freitag nach einem Termin mit einem Texter den R?ckflug antrete, bin ich hoffentlich um einige Eindr?cke und Wissen reicher, und nicht um noch mehr Erk?ltung und Halsweh, als die, die ich morgen mit auf die Reise nehme. Wenn ich zur?ck und vom Jetlag erholt bin, gew?hlt und ausgeruht habe, werde ich von Boston berichten, und auch, warum ich diese Woche so meinen Spa? mit 27450 Emails hatte.

Wie 500 qm Rollrasen

Bevor ich gestern Morgen die Firma betrat, mu?te ich zun?chst die letzte Stufe der Au?enarbeiten durchqueren. Seit Wochen wird da wie wild gebuddelt und gegraben, geacktert und gerodet, und das alles nur aus einem Grund: Hinwegt?uschen ?ber ein marodes Geb?ude aus den 60ern. Als n?chstes kommen sicher noch die Maler, die pinseln dann alles zu und schaffen neuen Glanz auf br?ckelndem Untergrund. Gestern Abend dann, als ich die Firma wieder verlies, war ich zun?chst unsicher, was da mit dem Garten nicht stimmen k?nnte, denn irgendwas hat mich sehr irritiert. Auf den zweiten Blick war es dann klar, die braune Ger?ll- und Erdw?ste war verschwunden und gegen saftig-gr?nen Rollrasen getauscht worden. -Ich find das ja die gr??te Erfindung der Menschheit; was dem Webdesigner sein Stylesheet, ist f?r den Gartenarchitekten der Rollrasen.
Ich glaube, manch einer w?rde sich so einen Rollrasen-Effekt f?r seinen Gesch?fts- und Wirkungsbereich w?nschen. So h?tte sicherlich der Papst Interesse daran gehabt, den ?ber 1 Million mehr-oder-weniger Gl?ubigen einfach seinen Glauben wie ein T-Shirt ?berzuziehen. Denn wie gl?big und fromm die meisten da waren, haben wir uns ja hier live und in Farbe jeden Tag reinziehen k?nnen. Ohne Worte! Mensch, was war das ein Terror hier, ich konnte diese j?mmerlichen blauen Rucks?cke, die irgendwer an diesen fahnenschwenkenden J?ngern befestigt hatte, schon echt nicht mehr sehen. „Beeeee-ne-det-tooo“ – jo, is gut jetzt. Die Herzdame hatte ja wenigstens das zweifelhafte Gl?ck, das Kirchenoberhaupt in ihrer Mittagspause direkt vor der Haust?r in seiner Ingolst?dter S?nfte in nur wenigen Metern Entfernung bewundern und fotografieren zu k?nnen – eine Sache, wo sich hunderttausende Weltjugendtagsbesucher wohl die Haare gerauft h?tten, schlie?lich haben die doch kilometerlange Fu?m?rsche zu einem ?den Kartoffelacker ohne flie?end Wasser und mit westf?lischer Dosenwurst ?ber sich ergehen lassen, nur um dann zu erfahren, da? das Papamobil doch nicht ?ber den Weg in ihrem Planquadrat f?hrt, in dem sie seit 42 Stunden in der ersten Reihe kampierten und Havanagila sangen.
Oder man nehme die anstehende Wahl, bei der ich nun als frisch angemeldeter Bonner schon hier mein Kreuzchen machen darf. Bis gestern wollte ich noch die Bibeltreuen Christen w?hlen, bin aber dann doch wieder davon abgekommen, weil die meine Interessen eher schlecht vertreten k?nnen, wie mir bei einem Blick auf deren Wahlprogramm aufgefallen ist. Au?erdem bin ich ja bei deren Dachverband kein Member mehr, also spar ich mir das. Oder liegt es blo? daran, da? ich bei deren Namen immer erst an irgendwelche Pestizide denke? Ach, egal. Aber was sonst w?hlen? -Ich bin ja weit davon weg, die gegenw?rtige politische wie wirtschaftliche Lage am Benzinpreis zu fixieren, aber irgendwie wei? ich als interessierter und verantwortlicher B?rger nur eines: Alle wahlk?mpfenden Parteien sagen nur, was die SPD alles schlecht gemacht hat, und was ihre Partei besser machen wird, und warum man nicht die anderen w?hlen soll. Bis dahin alles klar, das ist Gesch?ft. Was mich blo? in diesem speziellen Wahlkampf stutzig macht, ist, da? Schr?der sich aus dem Wahlk(r)ampf weitestgehend raush?lt und nur sagt „ich will Kanzler bleiben, oder nicht“. Seltsam. Aber, ganz unter uns: Mit nur 25% Steuer s?he meine Gehaltsabrechnung wesentlich sportlicher aus… Aber es mu? ja was getan werden in diesem unseren Lande. Also Rollrasen, sag ich nur, einfach dr?bber, alles unbequeme untendrunter kehren, schlie?lich st?rt sich auch keine Pflanze an dem Mist, aus dem sie sich n?hrt. Neuanfang, bl?hende Landschaften, zweitens Wirtschaftswunder… herrlich… Superbenzin bei 1.42….

Any kind of work?

Mal ganz ehrlich: Nach der 356sten Job-Absage l??t man gern S?tze der Marke „Ich w?rde echt JEDE Arbeit annehmen!„. Nun, da? man in solchen F?llen sein eigenes dummes Geschw?tz nicht erstnehmen sollte, hat mir meine heutige Exkursion im Mailservice verdeutlicht.
Da sitzen Menschen im Sutterrain unseres Geb?udes, bei konservierenden 15 Grad Raumtemperatur und arbeiten wie die Bienen an t?glich zig-tausend Mailings, inbound wie outbound. ?berfl?ssig zu wiederholen, da? wir hier Direktmarketing machen, ergo ?berhaupt die Notwendigkeit eines eigenen Mailservices infrage zu stellen. Da wimmelt es nur so von Ablagen, Drahtk?rben, F?chern, Schubladen, Sortierh?ngern und lauter sonstigem Zeug, dessen Name ich nichtmal kenne, und zwischendrin wuseln nur acht Leute und haben alles im Griff. Und ?berall Klebeschildchen mit Bezeichnungen, Namen, K?rzeln. Eine Jahresaufgabe f?r jemanden, sich darin erstens zurechtzufinden und zweitens einen wirklichen ?berblick ?ber alle Abl?ufe zu haben. Ganz ehrlich, da wollte ich nichtmal Teamleiter sein!
Meine einzige praktische Aufgabe in den drei Stunden meiner Anwesenheit dort war dann das ?ffnen von Briefen mit anschlie?ender Sortierung der Post. Ich kann mich ja nur immerwieder wiederholen: Was manche Leute scheinbar f?r normales Verhalten, Gebaren und Sich-Ausdr?cken halten, ist schlicht haarstreubend! Angefangen von Texten wie „ich will kein Zeug mehr von Euch„, die ohne Namen, Absender, Unterschrift, geschweigedenn einer Kundennummer einfach formlos auf die R?ckseite eines frankierten Umschlags geschmiert wurden, bis hin zur Feststoff-Beigabe in Form von irgendwelchem Schmatz auf dem Briefbogen, der sich harmonisch mit der unlesbaren Sauklaue dem Brief?ffner pr?sentiert, ist echt alles dabei. (Gut, es gibt auch noch anst?ndige Menschen; nicht, da? hier ein falscher Eindruck entsteht!) Bei Mercedes damals haben sie uns wenigstens nur beschimpft…
Die Menschen, die sich Arbeit dieser Art, Anforderung und Inhalt tagt?glich mit einem unersch?tterlichen Gleichmut hingeben, haben meinen unbedingten Respekt. Und das nicht, weil sie Haut an den H?nden haben, die keine Papercuts mehr zul??t. Auch nicht, weil deren Fingern?gel vom t?glich tausendfachen Abgreifen und wieder Ablegen von Papierstapeln auf harten Untergr?nden eine Farbe und Form angenommen haben, die mich bei der ersten Wahrnehmung sehr befremdlich hat schauen lassen. Nein, diese Menschen haben meine Hochachtung, weil sie mit der Tagespost beinahe lautlos durch die G?nge huschen, sich nur auf Zuruf bei der Postzustellung wahrnehmbar verhalten und jeder Pennymarkt-Kassiererin etwas voraus haben: Extrem freundlich „guten Morgen“ zu sagen. Immer.

Schall und Rauch

Meine G?te, was bin ich froh, da? ich schon lange l?nger nicht mehr rauche. Andererseits, ich k?nnte mir nun fast wieder zu w?nschen anfangen, auch Raucher zu sein, denn dann w?rde Alice nicht immer so die Nase r?mpfen, wenn ich nach Hause komme, und auch mir w?re es im Tagesverlauf wahrscheinlich lieber, selbst die Luft zu verpesten, als permanent in einer verpesteten Luft sitzen zu m?ssen. Gut, das ist nat?rlich nicht ganz so ernst gemeint, schlie?lich wei? ich nur zu gut, da? sich eine entschlackte Lunge besser bei jeglicher Art von k?rperlicher Anstrengung macht.
Na jedenfalls gilt hier der Grundsatz, da? im B?ro nicht geraucht werden darf, sobald ein Nichtraucher am Start ist. Klappt an sich auch prima, w?re da nicht das Detail, da? aufgrund der permanent recht bescheidenen Raumluft eigentlich immer Fenster und T?ren ge?ffnet sind und so die Abluft der Raucherb?ros und der Kaffeecke wie immer zu den Nichtraucherb?ros zieht. Daran gew?hnt man sich, wohl oder ?bel, recht schnell. Wenn ich aber in einem Workshop sitze und der Referent binnen 2 Stunden locker-flockig 15 Zigaretten wegquarzt, und sich die Raucher im Raum dadurch legitimiert und aufgefordert f?hlen, auch mitzurauchen, wird ein solches Szenario dann zum Problem, wenn drau?en Arbeiter mit der Motors?ge einen dicken Baum kleinmachen und deshalb die einzige Frischluftzu- und Abluftabfuhr zugunsten der Akkustik geschlossen wird.
Aber wie sagt der eine Kollege? -Alles Einstellungssache. Recht hat er, wahrscheinlich war ich schon brutal einseitig disponiert, weil eine ganze Mannschaft gestandener Produktmanager und der Referent es nicht hinbekommen haben, eine Powerpoint-Pr?se im Vollbildmodus ablaufen zu lassen. Im Geiste schrie ich „F5! F5! F5!„, in Echt machte ich einen Versuch, die Maus wenigstens auf das Icon am unteren Bildschirmrand zu dirigieren, der aber scheiterte, weil jemand auf die glorreiche Idee kam, man k?nne sich das doch auch einfach so ansehen. Arrrrgh!
Wie war das noch? -Die Qualit?t der Menschen, mit denen man sich umgibt…. ;)

One Simple Fact of Success

I?ve discovered that the most important ingredient for success is the quality of people with whom I surround myself.

Wow, endlich spricht es mal jemand aus, spricht mir quasi aus dem Herzen! Der schlaue Mensch ist Don Nicholas und der Ausrichter des Mequoda Summit 2005, auf den ich wohl mit soll, was meinen Chef und die Kollegen zwangsl?ufig und automatisch zu qualitativ hochwertigen Menschen meiner Arbeitsumgebung macht ;)

Allein der Programmpunkt „How to launch a website in 87 days“ macht wirklich ein wenig stutzig…

Vom Nicken und H?ndesch?tteln

Ich hab mir all die Jahre vorgenommen, da? wenn ich endlich eines Tages meinen ersten Arbeitstag habe, diesen Tag blogtechnisch zu verewigen. Heute war es dann soweit, und ich habe eigentlich keine Ahnung, was ich genau aufschreiben sollte von diesem extrem langweiligen aber zugleich auch immens interessanten und anstrengenden Tag.
Ach was sag ich?! Anstregend war die letzte Woche. Schlie?lich sind Alice und ich tats?chlich komplett fertig geworden mit der Wohnung. Eines ist danach klar: Streichen tu ich erstmal nicht mehr, jedenfalls nicht freiwillig. Au?erdem genie?en seit dem auch wieder Anstreicher meinen allergr??ten Respekt. Nicht, da? sie den auch nicht schon fr?her gehabt h?tten, nein, vielmehr werden einem solche Dinge immer erst dann bewu?t, wenn man dar?ber heulen k?nnte, wie sich Schultern, Knie und Arme anf?hlen, wenn man sich ?ber Tage hinweg an mehr als 270 qm Fl?che vergangen hat.
Aber zur?ck zu dem, wof?r ich von nun an Geld bekomme. Ich hab heute so viele H?nde gesch?ttelt, so viele Namen geh?rt und gleich wieder vergessen und Unmengen von Informationen absorbieren m?ssen, soda? ich gar keinen rechten ?berblick habe, wozu und zu wem ich die ganze Zeit mit am Ende des Tages nur noch halb ehrlichem L?cheln zugenickt und „mhhmm, jaja, ok, mmmhmmm“ gesagt habe. Ich wei? auch nicht mehr genau, warum ich gerade so overdressed war, da? mich alle gefragt haben, ob ich neu hier sei, oder warum mich der nette dicke Mann von der Haustechnik, der mich unweigerlich an den Profitlich erinnert hat, beim Verlassen der Toilettenkabine fragte, ob ich mir denn nun die H?nde waschen wollte. F?r den Praktikanten, der mir ab morgen zur H?lfte geh?rt (*Scherz*), kann ich allerdings nur hoffen, da? er noch lernt, wie man sich gescheit kleidet, sonst kremple ich ihm noch h?chstpers?nlich den Kragen seines Sakkos herunter und kn?pf ihm das Hemd einen Knopf h?her. Aber der Blumenstrau? von der Gesch?ftsleitung fand ich einen richtig netten Zug. Sah auch echt gut aus in dem ansonsten extrem sch?bbig anmutenden B?ro, was aber am gepflegten und bestens erhaltenen 70er Jahre Ambiente liegt, ansonsten sind die R?umlichkeiten weitestgehend ok, mal abgesehen von meinem Rechner, der wohl aber nicht mehr den demn?chst anstehenden Umzug ins Hauptgeb?ude mitmachen werden mu?. Ich hoffe dann auch inst?ndig f?r meine Augen, da? das gleiche f?r meine zwei 19-Zoll Monitore gilt, die ich gerne gegen nur ein gescheites TFT-Panel ersetzt haben w?rde. Nachdem sie mich alle anforderungstechnisch einen ganzen Tag lang vernachl?ssigt hatten und ich schon fast kein schlechtes Gewissen mehr wegen der anderthalbst?ndigen Mittagspause hatte, kam dann doch noch mein Chef und hat mir Arbeit f?r das n?chste halbe Jahr aufs Auge gedr?ckt. Na endlich, los gehts!
Morgen bleibt also mindestens die Krawatte zuhaus. Voila Assimilation…

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