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Change Management

Nach l?ngerer Abwesenheit -mir kommt es wie ein ganzer Monat vor-, hab ich auch nun endlich wieder Neuigkeiten zu berichten. Aber sowas von! Ich la? jetzt einfach mal die Katze aus dem Sack: Der Mann ist von der Stra?e, und zwar auf ganzer Linie. Beruflich wie wohnsitzm??ig.
Eben grad hab ich meinen Arbeitsvertrag f?r „kaufm?nnische Angestellte“ (meinen die echt mich?) unterschrieben und verschickt. Am 8.8. gehts los, und zwar als Produktmanagement Trainee bei einem Verlag in Bonn. Alice und ich haben dann das Wunder komplett gemacht und uns in Rekordzeit eine Wohnung gesucht. Wof?r andere ein halbes Jahr brauchen, hatten wir einen Nachmittag n?tig. Auch wenn wir uns wieder immens den Kopf zerbrochen haben, alle F?r und Wieder zehntausendmal abgewogen haben, war die Sache eigentlich schon ein klarer Fall, als wir die Wohnung als Search-Item Nummer 3 besichtigt haben. Gestern kam dann noch das OK vom Vermieter, da? der zwei junge Menschen, die der Arbeitslosigkeit frisch entronnen sind, gerne unter der Bedingung, da? wir die M?lltonnen selber 3 Meter ?ber den Hof zur Stra?e ziehen, in sein Haus aufnehmen wird. (Bei sowas frag ich mich immer, in was f?r einer Gesellschaft ich eigentlich lebe, wenn man vertraglich festlegen mu?, da? die Mieter selbst f?r die Entsorgung ihres M?lls sorgen und dem Schornsteinfeger die T?r ?ffnen.) Na jedenfalls hat er sich erkundigt, ob wir denn linke H?nde h?tten. Und da war er, der Vorgeschmack auf den langherbeigesehnte Moment, auf den ich immer gewartet habe. Der, von dem ich immer sagte „eines Tages kommt dir nochmal zu Gute, da? du auf dem Land aufgewachsen bist!“ Nun gut, wolln’wa mal nicht ?bertreiben, aber dennoch sei erw?hnt, da? uns die F?higkeit, die eine Wand der Loggia selbst zu streichen eine halbe Monatsmiete einbringt. Oder anders gesagt: Wir d?rfen 2 Wochen vor Mietbeginn rein. Dolle Sache.
Also einen Grundri? poste ich hier gewi? nicht. Es handelt sich bei dem Objekt um eine gro?z?gige 3 ZKDB-Wohnung im 1. OG eines Altbaus von 1902 (man verzeihe mir den Makler-Jargon, aber ich bin noch ganz eingenommen davon!) in der nettesten Ecke von Bad Godesberg, dem Villenviertel. Erst waren wir ja schwer von Godesberg abgeneigt, aber jetzt haben wir erkannt, da? es sich in diesen Zeiten umringt von Taliban einfach unterm Strich am sichersten leben l??t! Beschaulich gehts da zu, nette H?user, von mir aus auch Villen, aus Biedermeier, Gr?nderzeit und Jugendstil, in baumreichen, von mir aus auch aleenhaften Stra?en. Wo fr?her die Bourgeoisie zuhause war, tritt der einst am dichtesten diplomatisierte Flecken Deutschlands das historische Erbe an und gew?hrt uns Wohnraum. Und sch?nen dazu, auch wenn ich beim blo?en Gedanken an das Streichen von dreimeterachtzig hohen Decken schon Muskelkater habe. Hab ich schon gesagt, da? eine Einbauk?che, 1 Balkon und 1 Loggia dabei ist und wir ?ber ein G?ste-WC verf?gen werden? Irre! Und die Tochter des Vermieters, die untendrunter wohnt und noch studiert, ist ganz scharf auf den K?hlschrank von der Wohnung. W?re ich auch, wenn ich sie w?re, schlie?lich findet einfach jeder einen AEG mit geb?rsteter Edelstahlfront cool. Aber sie wei? ja noch nicht, da? wir mein geerbtes Wohnzimmer aus 1902 da reinstellen und uns auf dem gigantischen Ledersofa von Alices Eltern l?mmeln werden. Aber f?r den Rest m?ssen wir schon noch nach Schweden, da f?hrt kein Samstag mehr an M?belhaus-Besuchen vorbei. Ich war eben auch schonmal im Baumarkt und hab mich eingehend ?ber Farben und Streichger?tschaften informiert, schlie?lich mu? das dann alles ratzifatzi gehen. Und Respekt hab ich vor der ganzen Angelegenheit. Das ist nach ganz langer Zeit mal wieder das n?chste Level, das hier ansteht. In jeder Hinsicht. Und das ist auch gut so, sagt der Wowe schlie?lich. Also, ich freu mich drauf, endlich passiert wieder was. Auch wenn es Kampf wird, aber man w?chst doch schlie?lich mit seinen Aufgaben, oder?
Na, jetzt wissen Sie alle wieder Bescheid und wir k?nnen gemeinsam vor den Hausaltar schreiten, um zu sehen, was der Horst uns zur Lage der Nation zu sagen hat. Oder sollte ich „der Souver?n“ sagen? -Mal sehen, was er f?r eine Krawatte tr?gt, dann ?berleg ich mir’s vielleicht noch, ich respektloses Ekel…

Mit „Willkommen im Leben“ hat neulich ein Freund seine Antwortmail auf mein Wehklagen ?ber die T?cken und Fallstricke, Entt?uscher und Aufreger, und Absagen und Nichtbeachtungen im ganz normalen Bewerbungswahnsinn begonnen. Da? er damit zweifelsohne vollkommen Recht hat, mu? ich mir zwar immerwieder vor Augen f?hren (lassen), aber so ganz wahrhaben will man die Dinge ja nie. Vor allem nicht dann, wenn man auf einmal an einem Punkt angekommen ist, wo man sich w?nscht, einfach morgens mal aufzuwachen und einen Job zu haben, den man schon einige Monate macht. Alle, die sagen, Bewerben und Jobsuchen sei doch super-spannend, die l?gen. Das ist reine Nervensache, so schaut’s aus!
Hintergrund ist ja der, da? sich erstmal seit x Wochen gar nichts getan hat. Du schickst dauernd was raus, und erst kommt nichts zur?ck, und dann alles auf einmal, aber als Absage. Und wieder von vorn das Spielchen. Man neigt dann dazu, v?llig irrational zu werden und sich zu w?nschen, da? doch wenigstens einer mal anruft und einem zum Gespr?ch laden will. Man w?rde sich dann dort schon gut genug verkaufen, da? die einen schlie?lich nehmen m?ssen. ‚Die k?nnen ja quasi gar nicht mehr anders!‘ Alles Bullshit.
Da war ich doch vor ner guten Woche in der Medienagentur in D?sseldorf. Ich kam in Strelsson, Olymp, Lloyd und Boss, meine Gegen?ber hatten es vorgezogen, in abgewetztem Lacoste-Polo, Cargo-Hose und verschwitztem Sommerkleidchen zu erscheinen. Bevor einer fragt: Klar hab ich geschwitzt, wie Sau sogar, schlie?lich waren es drau?en 34 Grad, aber was solls? Schurwolle ist auch im Sommer ein feines Material, oder etwa nicht? Ich glaub, nur den beiden Kreativ-Labradors war noch w?rmer als mir. Kaum war ich da raus, hab ich ne Nachricht von einem Verlag auf der Mobilbox, wo denn mein ausgef?lltes Assessment bliebe. Also ganz schnell im Kopf umschalten auf n?chste Baustelle. Richtig irr wurde es dann aber Freitag, wo mich der Verlag zum Gespr?ch gebeten hat, und ich kaum aufgelegt hatte, und mich die Medienagentur verpflichten wollte. „Wir w?rden uns freuen, wenn Sie bei uns anfingen“. Nicht nur der richtige Konjunktiv ging runter wie ?l, das darf mir die werte Leserschaft ruhig glauben. Am Wochenende hab ich dann die Wahl gehabt, mir mit Gr?beln, ob ich in D?sseldorf zusagen soll, oder mit Vorbereiten auf das anstehende Bewerbungsgespr?ch den Kopf zerbrechen soll. Weil es sich aber auf einem Bein so schlecht steht, hab ich mir ?ber beide Sachen Kopf- und Bauchschmerzen enstehen lassen. (Da haben anderen Leute wahrhaftig schwerwiegendere Probleme.)
Heute morgen dann hab ich D?sseldorf abgesagt. Arrogant, was? Sagt der Kerl heutzutage bei der Lage auf dem Arbeitsmarkt einen Job ab! Ja nu, wenn statt Bauchgef?hl f?r die coole Arbeit nur Bauchschmerzen ?ber ein echt bescheidenes Gehalt und mangelhaften Ausblick f?r die Zeit nach dem Traineeship entstehen, und die Erkenntnis w?chst, da? man mit nur Spa? an der Arbeit nunmal den K?hlschrank nicht f?llen kann, dann soll man es wohl lieber lassen. Zumal ich nun auch gelernt habe, wem die vielgepriesenen „flachen Hierarchien“ am meisten dienen.
Gut, Verlag also. Entscheiden tut weh, zumal die mir immernoch absagen k?nnen. Alles auf eine Karte. Wow, ist gar nicht meine Art, aber man sagt ja, man wachse mit seinen Aufgaben. Also warum nicht? Stelle ich mich mal meiner eigenen Unf?higkeit, definitive Entscheidungen mit halbwegs k?hlem Kopf zu treffen und schaue, was dabei rauskommt.
Bis dahin nehme ich mir (und schlage gleichsam allen Interessierten) vor, auf folgende Fragen im Bewerbungsgespr?ch besser vorbereitet zu sein:

1. Wenn jetzt Ihre Freundin/Ihr Vater hier s??e, was w?rde der mir sagen, was Sie ganz besonders gut k?nnen, und was er/sie nicht an Ihnen sch?tzt?
2. Was hei?t Kreativit?t f?r Sie?
3. Was bedeutet f?r Sie Stre??
4. Was ist Ihre Rolle im Team?
5. Wenn Sie mal so richtig utopisch tr?umen, was ist Ihr Traumjob?
6. Was war Ihr bisher gr??ter Erfolg?
7. Wo sehen Sie sich in 3/5/7 Jahren?
8. Wieviele Stunden pro Woche m?chten Sie gerne arbeiten?
9. Wenn Sie mal zur?ckblicken, was w?rden Sie gerne an Ihrem Lebenslauf ?ndern?
… und mein pers?nlicher Favorit:
10. Warum sind Sie eigentlich hier?

Eben ruft noch eine Agentur aus Frankfurt an, mal h?ren, was die so zu sagen haben… Willkommen im Leben!

2 Sachen

Erstens. Wer hier meint, unser sch?nes Hessen h?tte au?er Frankfurter W?rstchen nix zu bieten, der irrt dieser Tage gewaltig! Was da in Weilburg auf dem Hessentag abgeht, das ist schon echt wert, sich einen dicken Knoten ins Sacktuch zu machen. Die Stadt ist am Toben, die Stra?en pulsieren wie der Blutkreislauf, einfach ?berall ist was los. Und das in Weilburg! Ich konnte es ja selbst kaum glauben, da? dieser einst gammligen Provinz-Barockstadt solch ein Fest abgerungen werden konnte. Also Leute, hin da, es lohnt sich wirklich! Vor allem heute und morgen. Heute sollen wir Boris anl??lich seines Geburtstags helfen, Cocktails aus der Sonne zu holen, und morgen spielen Juli, S?hne Mannheims, Laith Dingenskirchen live, umsonst und drau?en. Klasse Sache! Achja, und nicht vergessen, wirkliche Unmengen von Apfel-Maro gegen die zweifelsohne unglaubliche Hitze zu sch?tten. Die Br?he besteht aus bestem ?ppelwoi und Maracuja-Pfirsichsaft, aber im genialen Verh?ltnis von 90 zu 10; da bleiben immernoch spritzige 5 PS ?brig, die einen nach dem ersten Liter auf einmal auch gut beschleunigen. Klasse Br?he, f?r die bei der allm?chtigen Kelterei Heil sogar schon Sonderschichten geschoben werden.
Zweitens bin ich endlich mal zu einem Gespr?ch eingeladen worden. Ich werde dort zwar nicht der Frage nachgehen, warum es am Rhein so sch?n ist, wohl aber eher versuchen, mich so gut zu verkaufen, da? der Weg nicht umsonst sein m?ge. Es gibt da n?mlich so Bewerbungen, da w?nscht man sich schon, da? was draus wird. Die stehen im krassen Gegensatz zu solchen, wo man schon beim Anschreiben denkt „Mann, was willst Du denn ?berhaupt da?!“. So oder so ?hnlich jedenfalls. Und dann gibt es diese Anschreiben, die eigentlich echt ein Letter of Motivation sind, weil man merkt, wie man die eigene Bio mit dem Job verkn?pfen kann. Das liest sich dann auch bei weitem nicht so l?cherlich wie im anderen Fall, wo man sich schon fast fragen m?chte, ob man sich mit so einem Anschreiben ?berhaupt selbst meint. An den Haaren herbeigezogen, ey-wat-bin-isch-geil, sozusagen.

G’N’F’R

Gerade zeigt MTV den Rock am Ring f?r alle, die sich f?r Festivals zu alt f?hlen und/oder lieber trockenen Fu?es daheim in der ersten Reihe sitzen. Nun l?uft der Mitschnitt von „Velvet Revolver“, und ich frage mich ernsthaft, warum sich das die Leute heute erstens ?berhaupt geben und zweitens, warum die vor Ort versammelte Meute so kra? dabei abgeht.
Aber eigentlich ist das doch recht schnell gekl?rt: Das ist Guns’N’Roses nur ohne den l?cherlichen Axel Rose. (Was treibt der Bursche eigentlich? Frauen pr?geln? Saufen? -Klar, nur in welcher Reihenfolge?) Und was klickt da in uns allen? Slash, der wahrscheinlich beste -lebende- Gitarrist der Welt, der heute zwar noch mit engster Jeans, Afro-M?hne und Zylinder wie aus G’N’R-Zeiten die Gibson w?rgt, aber keinen Jackie mehr zwischen den Tracks schl?rft. Duff McKagan, der erblondete Bierbauch am Bass, den wir irgendwie immer eine fiese Dumpfbacke fanden, weil er weder aussah, noch richtig cool war, aber daf?r immer m?chtig verlumpt und vor allem besoffen r?berkam. Oder ist es Matt Sorum, der unscheinbare Honk am Schlagzeug, der nie so cool wie Lars Ulrich sein wird, egal, ob er nun blonde Dauerwelle oder einen nasty Kurzhaarschnitt unter dem Bandana versteckt. (Zu Matt Sorum f?llt mir noch grad das Dummgeseier von einem Schmock auf einer der England-Reisen ein: „Matt Sorum? -Der hat’s doch voll net drauf! Der Drummer von Sepultura ist viel besser!“)Wie hie? eigentlich der Typ am Keyboard damals? Komme grad nicht drauf… Also vermissen wir eigentlich doch nur noch unseren Axel (der S?nger von Velvet Revolver geht ja mal gar nicht, diese Tucke!), wenn wir uns vorstellen, jeden Moment kommt der Typ im Holzf?llerhemd und Radlerhose auf die B?hne geturnt und singt, als w?re die besagte Hose an bestimmten Stellen zu eng. Kurz: Was soll dann Velvet Revolver? Braucht das jemand? -Ja, um sich vorzunehmen, morgen erstmal die Use Your Illusion 1 & 2 rauszusuchen f?rs Auto nach mp3 zu rippen. Das gabs damals noch nichtmal. Irre. Kleine Zeitreise. Danke MTV.

Keine Wahl

sommerloch.jpgEines ist mal klar: Das Sommerloch f?llt dieses Jahr aus! Au?er vielleicht da, wo das ganze Jahr Sommerloch ist, aber das ist ja hier nicht gemeint.
Also Angie. Und die ganzen Herzbuben: Guido, Ede, Roland, Kurtchen und all die anderen Beisitzer im Schattenkabinett. Und da sag ich noch vorletzten Sonntag, allerdings morgens, zu Alice: „Was ein Gl?ck, da? ich heute nicht w?hlen mu?. -Weder Landtag noch Bund!“ Tja, unverhofft kommt oft, und so w?hlte NRW Deutschland in eine politische Krise. Aber Moment mal, die haben wir doch seit Jahren, nicht? In der Wirtschaft w?rden wir sowas anders, einfacher l?sen k?nnen. Wozu gibt es schlie?lich aussagekr?ftige KPIs (Key Performance Indicators)? Shareholder value zum Beispiel. Oder Return on Investment. Bullshit, alles ?ber Bord, brauchen wir hier nicht! Die fetten Jahre sind nunmal vorbei, hier wie anderswo. Aber damit w?re auch gekl?rt, warum der dicke Helmut so lange auf seinem Stuhl gesessen hat: Es ging diesem Land noch gut! Und heute? „Dieses Land ist so fertig. Sooo fertig sind wir“, sagt mein Vater immer. -Ach, pfeift doch auf Arbeitslosenzahlen, Staatsquote, Au?enhandelsbilanz, Bruttosozialprodukt! Mein Vater schl?gt seit Jahren vor, die politische wie wirtschaftliche Lage eines Landes am Spritpreis zu messen. Also auf, Autofahrerpartei w?hlen, oder gab’s die nur in den 80ern?
Ok, ab sofort wieder Wahlk(r)ampf. Ob sie es diesmal schaffen, sich von parteipolitischem Heckmeck zu l?sen und mal ernsthaft die Sache anpacken? Ich glaube n?mlich nicht, da? die Nation politikverdrossen ist, sondern ist sie vielmehr politikerverdrossen. Ich w?rde mich ja deswegen sogar ?bergangsweise f?r eine neue Staatsform aussprechen: Man zwinge die gew?hlten Vertreter dieses Landes nach Abgabe ihres Parteibuches am Eingang des Reichstages dazu, das Plenum erst dann zu verlassen, wenn man gemeinsam einen Masterplan beschlossen hat, wie der Karren aus dem Dreck zu ziehen ist! Denn, um nochmal auf die Wirtschaft zur?ckzukommen, haben wir es hier eigentlich mit einem ganz einfachen Prinzipal-Agenten-Konflikt zu tun, f?r dessen L?sung es ja hinreichend Instrumentarien gibt.
Aber was tun unsere Protagonisten? -Da werden gleich euphorisch Steuererleichterungen versprochen, wo doch jeder an zwei Fingern abz?hlen kann, da? das vorne und hinten nicht geht. Aber unsere gro?artige Nation mu? endlich wieder Kraft aus sich selber sch?pfenm wie nach dem Krieg, da ging’s ja schlie?lich auch schonmal! Jetzt und erstrecht, wo wir doch Papst sind! Und ich h?r’s schon fast wieder von den D?chern rufen: „der Sprit wird auch wieder billiger, wenn Sie uns w?hlen“. Mein Gott, sind wir Deutschen wirklich so saudumm?

Ich habe gerade minutenlang mantraartig „Innenminister Koch, Innenminister Koch, Innenminister Koch“ vor mich hingemurmelt, w?hrend ich zwei H?hnerbeine zum braten zurecht gemacht habe. Eins fiel dabei runter, vermutlich ein polnisches Huhn, das schnell weg wollte. Wenn Tiere unruhig werden und fliehen sollte man sehr aufmerksam sein.

- don.antville.org, 22-05-05

Wie Don hier schon schreibt, geht es ja auch scheinbar eh wieder nur um „Pest oder Cholera? Linkes oder rechtes Auge?“ Da kann die Ruge mir echt gestohlen bleiben; mit diesen Saftnasen und dem ewigen Parteiengerangel wird das hier nichts mehr in diesem Land. Jedenfalls nicht mehr so bald. Und Insolvenz anmelden kann man ja auch schlecht. H?chstens seinen Hut nehmen und f?r Neuwahlen pl?dieren. Warum stellen wir unsere Politiker eigentlich nicht nach der F?higkeit ein, ergebnisorientiert im Team arbeiten zu k?nnen? -Wenn ich in Berlin Personaler w?re, w?rden die alle fliegen!

Auf die Z?hne gef?hlt

Manchmal sind es die kleinen Triumphe, die das Leben vers??en. Drei Jahre war ich nicht beim Zahnarzt, aber nicht etwa aus Angst oder so. Es hat sich schlicht nicht wirklich ergeben, da? ich mal so viel planerische Sicherheit hatte, mir einen von diesen „in-einem-Vierteljahr-h?tte-ich-noch-was-frei“ Terminen geben zu lassen. Auch das obligatorische „Sollen wir gleich einen Termin f?r in einem halben Jahr vereinbaren?“ verhallt immer recht resonanzlos. Also war ich heute mal endlich wieder bei meinem ungeliebten Zahnarzt. Warum ungeliebt? Ganz einfach, ich finde den Mann nunmal einen geldgeilen Metzger! Er ist immer so z?rtlich bei der Sache wie eine Abri?birne. Und seit er nur noch Privatpatienten behandelt, seh ich immer die Dollars in seinen Augen, wenn er mir die Hand gibt. Aber was soll’s, seine Dentalhygienikerinnen haben es nunmal ziemlich drauf. (Die hei?en ?brigens wirklich so, nicht zu verwechseln mit Zahnarzthelferinnen! -Das verh?lt sich bei denen eben gerade nicht wie bei den Fleischereifachverk?uferinnen.)
Ich nehme also nach drei Jahren Platz und werde prompt gefragt, warum ich denn soooooo lange nicht mehr da war. Ich de-eskaliere die Situation, indem ich erz?hle, da? eine Freundin von mir Probanden f?r Ihre Dentalhygienikerinnenabschlu?pr?fung gebraucht hat, und da? ich dann irgendwann nochmal bei dem Vater eines Freundes zur Untersuchung war. Das sei aber auch schon wieder fast zwei Jahre her und es tue mir ausgesprochen leid. F?r mich nat?rlich, aber auch f?r sie, da sich ja sicher einiges angesammelt h?tte. Rhetorisch perfekt schlie?e ich meine Verteidigung mit einer positiven Aussage, n?mlich, da? ich ja mit dem Rauchen aufgeh?rt h?tte. -Das war der erste wahre Satz in meinem spontan komplett zusammengelogenen Pl?doyer. Ich habe die gr??te M?he, nicht laut loszulachen, so bescheuert komme ich mir grad selber vor: Sitzt der Mann mit 27 beim Zahnarzt und l?gt sich einen vom Leder wie so ein kleiner Schuljunge, der nach Erkl?rungen ringt, warum er seinen Turnbeutel vergessen hat. (Damals mu?te daf?r ja immer die Mutter herhalten, wenn man nicht gerade Schl?sselkind war…)
Ich mache also das beste draus und nehme mir vor, sie ein wenig zu testen und frage sie w?hrend der Behandlung immerwieder nach dem Stand der Dinge. Und siehe da: Alles bestens. „Sieht sehr gut aus bei Ihnen“ und „naja, war ja doch nicht so schlimm“. Na bitte, wer sagts denn?! Alles paletti. -Ich habs ja gewu?t!

Jetzt mu? ich aber doch auch noch meinen anderen Gedanken aufschreiben. Der kam mir, als ich bei der Zahnreinigung so da lag und die Frau mich immerwieder fast in den Wahnsinn trieb, indem sie das Schleifwerkzeug einen Tick zu tief zwischen die Z?hne schob oder mir bald schlecht wurde, als sie mir an den Waisheitsz?hnen wurschtelte, und sich der Ton aber sowas von linea recta auf mein Geh?r ?bertrug, da? mir der Schwei? ausbrach. Da hab ich mir gedacht, da? wir Menschen doch verdammt armselige Gesch?pfe sind. Da liegen wir so da, Angst kann man das gar nicht mal nennen, v?llig erstarrt weil verkrampft, und im Grunde sind wir da so richtig, richtig wehrlos. Unf?hig, uns zu wehren, weil wir es einerseits endlos blamabel finden, zu weicheiern oder uns gar durch eine reflexartige Reaktion auf den Schmerz danebenzubenehmen. Dabei w?re das doch das Nat?rlichste f?r uns, einigerma?en laut zu pl?rren, um uns zu schlagen und auf den Verursacher unserer Pein loszugehen. Tun wir aber nicht. Wir sind lieber wehrlos, daf?r aber in Sicherheit. Komisch, da? uns dieser Augenblick in der Erkenntnis, das alles wohl sicher zu ?berleben, wenn wir jetzt gerade nicht reagieren, all unsere eigentlichen angebrachten Verhaltensweisen zu verdr?ngen vermag. Das ist fast ein bi?chen wie mit der Demokratie.

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Habemus DSL

Manche Menschen machen g?cklich! Bei mir war das heute morgen um 10 Uhr der Mann von GLS, der mir das Paket mit dem ganzen DSL-Kram brachte. Wer jetzt den Kopf sch?ttelt, um sinngem?? zu unken, was es denn da so besonders hervorzuheben gibt, wenn einem ein Logistikdienstleister ein schn?des P?ckchen bringt, dem ist echt die Dramaturgie eines gew?hnlich anmutenden Bestellprozesses f?r DSL von der Firma 1&1 nicht bekannt.
Aber gut, ich will ja nicht nur l?stern, jedenfalls nicht hier. Die Herrschaften in Montabaur bekommen noch Post von mir, denn die Telefonate mit deren unqualifizierten Hotline haben mich um Jahre altern lassen…

And in the mean time…

Ach je, man hat es echt nicht leicht! Vom hochtechnologisierten, aber Mitbewohner-verquanzten Selbstst?ndigsein ins hygienische elterliche Heim, das aber technisch gesehen eher der W?ste Gobi als dem Regenwald des Amazonasgebietes gleicht. Seit fast 3 Wochen eiere ich hier mit meinem 56k-Modem rum, und das nur, weil irgendwelche Schnarcher es nicht hinbekommen, uns einen DSL-Anschlu? zu schalten! Die Wartemusik in der Schleife von 1&1 kenn ich nun schon auswendig, und der eine oder andere CSR hat auch schon wegen mir das Schwitzen bekommen. Schade, da? ich erst in den letzten drei Telefonaten wieder zur Hochform aufgelaufen bin -3 Jahre Callcenter gehen nunmal nicht spurlos an einem vorbei-, aber sei’s drum, schlie?lich landet man ja nach einem erfolgreichen weil gezielten argumentatorischen Trommelfeuer gegen die Switch-Bitches im Sch?tzengraben dann immernoch beim Second Level. Und die haben dann -oh Wunder- auf einmal doch noch Informationen, finden bereitwillig Details zum Auftragsstatus, die das Milchgesicht, das ich zuerst am Rohr hatte, angeblich ?berhaupt nicht gehabt haben will. ?berdies sind die kooperativ und nicht so saubl?d dumm-schlau und versuchen, mir die Welt zu erkl?ren. „Nein danke Freunde, aber kein Bedarf, weil: Ich wei? schon selbst, wie das funktioniert! Also bitte deaskalieren Sie jetzt und machen Sie einen zufriedenen Kunden aus mir, sonst vergesse ich meine guten Manieren!“
Ich bin nicht stolz darauf, so einem First Level-Hirni die Illusion genommen zu haben, er k?nne tats?chlich jedem Kunden die M?r von der b?sen, b?sen Telekom erz?hlen, weil er scheinbar davon ausgeht, da? ich DSL nur bestelle, weil es jetzt cool ist. Mann, Mann, was ist das nur f?r eine neue Mentalit?t, prinzipiell von volldepperten Kunden auszugehen, wenn ich solche Pfeifen ans Telefon setze?!
Ich f?r meinen Teil bin mit meinem letzten Telefonat so derma?en zufrieden, aber auch nur, weil zum ersten Mal nach viel Brimborium jemand best?tigt hat, da? der Termin (eigentlich vorgestern!) nun doch tats?chlich im System steht und ich ergo mit einer Warenlieferung asap rechnen d?rfe. -Glauben tu ich es aber erst, wenn da unten das gr?ne L?mpchen aka DSL-Kontrollleuchte hektisch zu flackern beginnt.
Bis dahin m?ssen hier 20 MB an Online-Bewerbungen, ein Rework dieser Seite und die Pr?sentation meiner Diplomarbeit wohl noch auf schnellen Upload warten. Vielleicht ja nach Pfingsten…

Inmitten von Kartons…

… schreibe ich nun meine letzten Zeilen aus meinem Zimmer in Maastricht. Es sieht nun brutal trostlos hier aus, seit ich gestern Nacht noch den Schrank abgeschlagen habe. ?brigens wieder alleine, nun mittlerweile zum zweiten Mal. Ich kenn das Ding wie ein Soldat seine Flinte; ich bau den quasi blind wieder auf! Naja, Spa? beiseite, gl?cklicherweise bekommt man ja sowas wie Routine mit diesen Dingen. Auch wenn ich mich wohl nie an diese simultane Transplantation von lebenswichtiger Infrastruktur des t?glichen, aber eben auch pers?nlichen Lebens gew?hnen werde. Mein Schreibtisch steht noch, der TFT und die Tastatur mit Maus als einziges darauf, und ich sitze zwischen den Kartons. Dieses Bild w?re mal wieder etwas, womit man uns Internet-Junkies die Sucht beweisen k?nnte. Tats?chlich aber ist es schlicht das Resultat des Tetris-Problems, denn ich kam gestern an den Punkt, wo ich nichts mehr zusammenpacken konnte, weil alles vollsteht. Dazu kommt ja noch, da? mich mein Vermieter durch Nicht-Kooperation zwingt, diesen mega-sch?bbigen Teppichboden rauszurei?en. Wer das schonmal gemacht hat wei?, da? dazu erst die Sachen alle rausm?ssen. Klasse. Naja, meine Eltern rollen in diesen Minuten mit einem Sprinter dankenswerter Weise hierher, soda? ich den Blitzkrieg nicht alleine bestreiten mu?. Ein Gl?ck nur, da? ich meinen verha?ten Mitbewohner nicht mehr sehen mu?, heute zumindest, und auch nur dann, wenn er das Wochenende auch noch an seinen Urlaub mit drangeh?ngt hat. Hoffen wir also.

Habemus Papam

Nein, in diesem Weblog wird die Papstwahl nicht diskutiert, das machen schon andere zur Gen?ge! Fest steht, da? es wenig ?berraschendes geben wird und man ein gutes St?ck gewisser sein kann, da? auch in diesem Pontifikat weiter in Afrika ohne H?tchen gepoppt werden wird.
Wozu wir Deutsche uns nun freuen sollen, habe ich leider gestern bei Herrn K?hler und Herrn Schr?der nicht ganz erfassen k?nnen. Da wird ein Hardliner Papst und ist Deutscher und deswegen soll das gut sein? H?h? -Is aber auch egal, ich mu? das sicher nicht verstehen. Wunderte mich nur, da? mir meine bulgarische Mitbewohnerin gestern noch im Hausflur gratulierte. Ich dachte erst, ich h?tte mal wieder meinen Namenstag verpeilt, aber dann bimmelte es ?berall hier in Maastricht und in ihrem Zimmer br?llte der Liveschnitt vom Petersplatz aus dem Fernseher.
Ich finde ja, da? der Tod von JP2 k?rzlich wohl DIE Gelegenheit gewesen ist, in der katholischen Kirche mal auf reset zu dr?cken, jedem ein gro?es Blatt Papier und einen Stift in die Hand zu dr?cken und zu sagen: „Bis morgen mal jeder mal auf, was ihm so einf?llt“. F?r eine bessere Welt. -Selbstverst?ndlich zu viel verlangt…

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