Nein, dieser Sommer ist ganz und gar nicht wie die letzten 26, die ich erlebt habe. Ich denke nicht, da? es daran liegt, da? ich dieses Jahr weder Sand noch Salzwasser zu sp?ren bekomme, auch nicht, da? ich mich stattdessen in der auf spie?ige 19 Grad gek?hlten Uni-Bib f?hle wie ein St?ck Seelachs auf Halde w?hrend ich versuche, meine Energien positiv zu b?ndeln und endlich mit dieser vermalledeiten Introduction zu Potte zu kommen. Aber irgendwie will es nicht wirklich, obwohl ich besten Willens bin am Tag 1 der vernunftinduzierten, neuen alten Arbeitsweise hier in der Bib, quasi unter Aufsicht. Aber das stimmt auch eigentlich gar nicht, denn wie Alice gestern schon geschrieben hat, es ist einfach alles leer und grausam still in dieser sonst so lebhaft pulsierenden Universit?tsmetropole in der Euregio *r?usper*h?stel*. Wer hier regelm??ig liest, sollte nun eigentlich denken ‚hoppla, was beschwert der Mann sich, er will es doch sonst immer so ruhig haben‘. Richtig, die Ruhe wird auch highly appreciated. Ich wei? nun schon nach einem Tag in der hygienisch-reinen Arbeitsatmosph?re, warum sich alternde Autoren immer auf einsam in der Bergwelt einer sch?nen Insel gelegenen Fincas niederlassen, um ihren Roman zu beenden. Vielleicht liegt da der Hund begraben: Das Umfeld ist eben weniger inspirierend als der Ausblick auf Olivenhaine, Weinberge, Ziegenherden. Dazu den ganzen Tag den Duft von Zedern oder anderem ?therischem Gew?chs, ein Gl?schen Rotwein, ein St?ck Melone, eine Nektarine, abends gegrilltes Lamm oder Schwertfisch, dazu frische Tomaten. Stattdessen lauter mehr oder weniger eifrige Mitstreiter, die wie wir versuchen, das granatige Wetter drau?en durch die Sonnenrollos zu ignorieren (gleiches gilt f?r den Achselschwei? des Nachbarn), nicht an Freibad oder Badesee zu denken, sich den ganzen Tag einzureden, da? es nicht schlimm ist, dieses Jahr nicht braun zu werden, man ja schlie?lich f?r eine gute Sache Opfer bringt.
Wirklich irritierend ist der Japaner hinter mir, der seit Stunden mit seinem mitgebrachten Laptop im Uninetz h?ngt und ganz locker wie ein Wilder Porn am saugen ist. Ab und zu sehe ich her?ber, die Thumbnail-Funktion von XP verr?t ihn, wie er seine Sammlung mit tonnenweise nackter Ollen aller Rassen meist in eindeutiger Action mit Andersgeschlechtlichen sortiert und kategorisiert. Ab und an blickt er erschreckt um, mit Sicherheit, weil er bemerkt hat, da? ich r?berschiele. Aber er verliert alle blickesuchenden Kopfdreher-Duelle – ich bin einfach schneller wieder mit den Augen im Buch. Eben war er dann auf Toilette – ich will gar nicht wissen, was er da getan hat. Leute gibts…
Nee nee, da war es daheim doch ganz sch?n. Eine Woche auf der elterlichen Ranch. Ich gebe nicht damit an, eher suche ich das Mitleid des Lesers: 2000 Quadratmeter sind in den hei?en, regenarmen Sommermonaten keine Freude. Au?er abends, bei Gegrilltem und mit F??e hoch und Wein in der Hand. War auch das letzte Mal dieses Jahr, vorausgesetzt ich bin im n?chsten Sommer nicht arbeitslos. Alles ?ndert sich, und man wird ?lter. Auch der Hund. Der arme Kerl ist nun doch um die Seuche seiner Rasse nicht herumgekommen: Dackell?hme. Echte schei?e f?r so einen Flummi wie unseren Filou, dem man nun in seinen guten Momenten, wenn die Schmerzmittel gut wirken, echt alles an Bewegung verbieten mu?, vor allem die Springereien und das Treppenlaufen. Jaja, temporas mutantur et nos in illis.
Fr?her war eh alles besser, das ist das Axiom meiner Generation. Da bekam man auch nicht innerhalb von 12 Stunden 285 Spam-Comments in seinen Weblog gedr?ckt – ich bitte daher bei ?lteren Eintragungen die Verbraucherinformationen f?r sexuelle Hilfsmittel und Penisverl?ngerungen zu ignorieren, bis ich eine Methode gefunden habe, alle auf einmal zu l?schen, sonst wird das hier aus zeitlichen Gr?nden eng mit der Diplomarbeit. A propos, ich sollte mal lieber damit weitermachen anstelle hier wirr zu schreiben, schlie?lich wird das eher gewertsch?tzt. Meint man zumindest, liest man sich die Arbeiten von manchen Leuten durch…