Schwerm?tig wird man schon ein bi?chen, wenn man die Lokalit?t der Wahl betritt, und feststellt, da? man gerade in der Sekunde des Erscheinens den Altersdurchschnitt der bei der Festivit?t Anwesenden um nicht blo? die zweite Stelle nach dem Komma angehoben hat. Fr?her war dieses Erlebnis zumeist den ?30-ern (lese: ?ber 30) vorbehalten, heute trifft es einen schon mit 25.
Dabei sieht alles auf den ersten Blick ganz anders aus. Doch sp?testens beim zweiten Hinsehen offenbart sich mit unmi?verst?ndlicher Direktheit, da? die Uhren heute anders zu ticken scheinen.
Der Hintern, dessen makellose Proportionen und Ausfertigung gerade noch Gegenstand h?chster Bewunderung war, das Dekollet?, wie es tiefer und voller nicht h?tte sein k?nnen, und der Minirock, der als H?ftg?rtel durchgehen k?nnte und den Blick auf das billige Tribal-Tatoo am Stei? (im Volksmund auch bezeichnend „Arschgeweih“ genannt) freigibt, geh?ren pl?tzlich einer bestenfalls 15-j?hrigen, deren Makeup in letzter Instanz ?ber den Besitz eines Kinderausweises hinwegzut?uschen verm?gen. Umgeben sind diese Sorte Lolitas von andersgeschlechtliches Jungproleten, deren weite Hosen, schief getragene Basecaps, J?rgen-von-der-Lippe-Hemden oder Adidas Muscleshirts, l?ssige, ungebundene Sneakers, sowie stolz gez?chtete erste Barthaare sie schlichtweg zu cool f?r diese Welt zu machen scheinen.
Die „Jugend von heute“ scheint neben der Jungfr?ulichkeit auch ihr Niveau schon recht fr?h zu verlieren. Wie sonst ist es zu erkl?ren, da? wir damals so grotten-uncool gegen?ber diesen Mini-Playbackshow Eminem, Sean Paul, Christina Aguilera und Pink Plagiaten waren? F?r uns z?hlten auch die Markenklamotten: Pullis von Chiemsee, Chipie, Diesel, Oilily und Benetton standen hoch im Kurs, und sie wurden von M?nnlein wie Weiblein gleicherma?en viel zu weit getragen, meist gepaart mit Levi’s 501 Jeans, deren schaltj?hrliche Anschaffungman durch Aufheben und sorgf?ltiges Inszenesetzen des Levi’s Papp-Schildes der hinteren Hosentasche dokumentiert wurde. Trugen wir nicht die bunten Chuck’s, waren es bestimmt grobstollige Palladium-Schuhe, die dann sp?ter mit Domestos gebatikt wurden, um das Gesamtbild mit Konfirmandenhaarschnitt deutlich „punkiger“ wirken zu lassen. Die M?dchen kamen bei uns noch fr?her als die Jungs in die Pubert?t, und die Br?ste, die sich langsam aber bestimmt ausbildeten, wurden so gut es eben ging verborgen, um sich keinen albernen Spruch von noch alberneren, kindischen Jungs einzuhandeln. Die selben M?dchen waren es auch, die im Schwimmunterricht dauernd nicht mitmachten. Ich bin mir sicher: wir Jungs hatten zu dem Zeitpunkt keine Ahnung, warum die „dummen Weiber“ immer drau?enbleiben durften. Heute stehen eben diese Vertreterinnen mit Geschlechts-Trumpf in der Entwicklung zum Erwachsenen hoch im Kurs, und die Lehrer m?ssen als lebendiges Verh?tungsmittel in den Katakomben der Badeanstalt t?tig werden. Bei uns galt es, den K?rper selbst zu entdecken – kein 0190-Spot hatte einem schon mit zehn verraten, wie die M?dchen in der Klasse bald unter ihren Klamotten aussahen. Es gab auch noch kein MTV, kein H&M, keine Pickelstifte, kein Smirnoff-Ice, keine Handys und kein Lip-Gloss. Erstrecht aber gab es keine Eltern, die uns erlaubt h?tten „so“ rumzulaufen, nach elf nach Hause zu kommen, mit zw?lf bei Andersgeschlechtigen zu n?chtigen, zu rauchen und zu trinken, gar Drogen zu konsumieren, um dann bekifft und betrunken mit zw?lf zu kopulieren oder mit 15 auf der Dorfkirmes mit ultra-b?sem Blick und auf dem Weg dreimal korrigierter Basecap in rasender Wut auf die T?rsteher loszugehen, um dann nach Rezitieren der g?ngigen Schimpfw?rter-Vokabeln und anderer F?kalverbalismen von eben selben Security-Mann, der seinerseits die Welt nicht mehr versteht, weil der Knirps ihm mit dem Haupthaar nur bis zur Brustwarze reicht, in den Schwitzkasten genommen zu werden. Nein, nein, wir waren um diese Uhrzeit entweder schon im Bett, hatten keine Springmesser einstecken, oder bekamen mindestens einen Satz hei?e Ohren vom Vater, die wir unseren Lebtag nicht mehr vergessen w?rden. Oh nein, wir waren langweilig und uncool: Wir h?tten es nie gewagt, zu „den Gro?en“frech zu sein, uns zwischen ihnen vorzudr?ngeln, oder gar Lehrern und Eltern den Gehorsam und Respekt zu verweigern. Wir haben noch heimlich im Wald geraucht, unsere Finger und Atemwege danach sorgf?ltig und mit immer neuen, totsicheren „Geheimrezepten“ vom Nikotingeruch zu befreien versucht. Im Alkoholrausch kam man dann sp?ter nur heim, wenn die Eltern schon seelig schliefen. So machten wir den Gro?teil unserer Erfahrungen in einigen Jahren, nicht an einem Wochenende.
Ich frage mich nur, mit welchen Reizen sich die heute Jugendlichen t?glich f?ttern, wenn sie schon sp?testens mit 15 alles hinter sich haben, wozu wir gut drei Jahre l?nger brauchten? -Ist meine Generation eine Bande Langeweiler, blo? weil wir nicht schon mit elf das Rauchen anfingen, mit zw?lf das Kiffen, mit dreizehn die erste Magenauspumpung hatten und mit vierzehn beim Schwarzfahren mit Daddy’s Auto erwischt wurden? Irgendwas l?uft jedenfalls schief in dieser Gesellschaft. Die Eltern der heutigen Teens sind die Kinder der 68er Fraktion, die alles ver?ndern wollte, nur um dann heute doch ganz spie?b?rgerlich und bieder im Reihenhaus auf dem Dorf nach dem Autowaschen den Sauerbraten zu servieren. Ihre Kinder haben sie in einer im Hinblick auf Werte, Anstand, Moral, Normen und Charakter in einem als Vakuum zu bezeichnender Unterdurchschnittlichkeit aufwachsen lassen. Und genau deswegen stehen heute ihre coolen Kids im Bus nicht mehr f?r ?ltere Menschen auf, kauen Kaugummi im Unterricht, duzen ihren Lehrer, telefonieren in der Grundschule mit dem Handy, nehmen sich ihr Taschengeld selbst aus Muttis Geldbeutel, lernen Polizeidienststellen und Jugendgerichtss?le von innen kennen, und werden mit 14 schwanger und wissen nicht von wem.
Scheinbar war fr?her wirklich alles besser…
2 Kommentare zu “Fr?her war alles besser!”
Wie sch?n, meine Empfindungen der letzten Tage hier schwarz auf weiss zu haben. Ich kann nur sagen Respekt, du hast mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen…
sehr geehrter herr madlin ich habe mit interesse ihre beitr?ge gelesen (zumindest die in der kathegorie spa?gesellschaft). sie sind sehr wort gewannt und grobe semantische fehler sind mir nicht aufgefallen. jedoch scheint es so als ob sie manchmal wie eine dampfwalze vorgehen, da sie sich nicht g?nzlich von voruteilen l?sen und somit ihre analytische gabe ?ber bort werfen. ich habe das gef?hl als w?rden sie die menschen mehr von ihren meinungen, die in vielen dingen durchaus gerechtfertigt sein m?gen, zu ?berzeugen versuchen, als sie zum denken anzuregen sprich offene fragen zu stellen.
ihr schreibstiel ist zwar spektakul?rer aber genau jener wird auch in der Sensationsberichterstattung angewandt und kann sich auch in einem gewissen ma?e gef?hrlich auswirken. Wir alle kennen rethoriker die die massen bewegten und gro?en schaden anrichteten bzw. anrichten.
Nat?rlich k?nnte es sein das ich mich in mit meinen jungen jahren mit dieser ganzen kritik irre aber ich bitte sie sie dennoch in betracht zu ziehen.
mit freundlichen gr??en.
alex