Oftmals sind es genau die kleinen Mißverständnisse, die Programmierern auf der einen und Webmastern auf der anderen Seite das Leben schwer machen. Heute sorgte das Thema „Volltextsuche“, vielmehr das daraus resultierende, dem User zu präsentierende Ergebnis für beiderseits gestiegenen Blutdruck. Die Agentur geht ihrem klar definierten Auftrag nach, eine Volltextsuche über den gesamten Inhalt der Präsenz bereitzustellen und liefert ein Suchergebnis ab, mit dem ich inhaltlich extrem uneins war. Vereinfacht gesagt hat die Agentur eine Suche programmiert, die einen Artikel mit 15 mal Madonna drin von 1987 über einen Artikel von vorgestern stellt, in dem halt nur 10 mal Madonna vorkommt.
Alle Ergebnisse werden also gemäß ihrer Relevanz ausgegeben. Daran ist auch zunächst nichts schlechtes, allerdings muß man sich schon auch über die strategische Ausrichtung der Seite Gedanken machen, bevor man den Suchalgorhitmus festzurrt. Sortiert man dann nach Relevanz oder Datum? Oder nach beidem? Mit welcher Gewichtung? Dazu ein paar Überlegungen im Zeitalter von SEO und Suchmaschinen-Schreibe:
- Die Volltextsuche wurde 1970 entwickelt. Damals war man heilfroh, aus irren Datenmengen was brauchbares rauszuholen. Und da ging es damals wohl eher um Relevanz als um Aktualität. Außerdem vermute ich, daß man damals eher darauf bedacht war, technische Dokumente zu durchsuchen. Oder -im Sinne einer anderen Perspektive- ein technisch korrektes Suchergebnis zu produzieren.
- Im Informationszeitalter sind andere Dinge wichtig. Keine Online-Zeitung würde Suchergebnisse produzieren, die zuerst relevante, aber total alte Artikel ausgibt. Hier möchte der User in erster Linie neue Inhalte lesen. Findet er dort nicht das, was er sucht, geht er entweder weiter durch die Liste oder -was wahrscheinlicher ist- bekundet seinen Unmut durch Klicken des roten X oben rechts.
- Mittels Ontologie und der vielbeschrieenen semantischen Suche ermöglicht man es heute Besuchern, die nach „Jaguar“ suchen, unterschiedliche Suchergebnisse anzubieten (Auto oder die Raubkatze). Das kann kontext-bezogen sein oder aber in Konjunktion mit anderen Suchbegriffen geschehen. Beispiel? „Bereifung Jaguar“ hat sicher nichts mit den Kurvengeschwindigkeiten des Tiers zu tun.
- Bei der SEO-Schreibe verschärft sich das Thema Relevanz deutlich. Ziel der SEO-Schreibe ist es ja, durch besonders häufigen Einsatz des entsprechenden Keywords bzw. der Keyword-Phrase und der Vermeidung von Synonymen der (externen) Suchmaschine vorzugeben, daß man einen mächtig relevanten Artikel parat hat. Die Crux ist nun, daß eine interne, auf Relevanz abgestellte Suchmaschine dann ja nur noch den nach Keywords relevantesten Artikel oben anstellt. Im redaktionellen, nachrichten-getriebenen Umfeld kann das nicht Ziel einer Suchergebnisseite sein, soviel ist sicher. Da will ich als User den aktuellsten Artikel mit meinem Suchwort lesen.
- Eigentlich alle Blogs leben und sterben mit der Aktualität ihrer Beiträge. Aber auch für andere Webseiten gilt, daß Menschen mittlerweile daran gewöhnt sind, immer den aktuellsten Beitrag oben angezeigt zu bekommen. Das schlägt auch auf die Suchgewohnheiten durch. Beispiel: Wenn ich bei Micro$oft nach „net framework download“ suche, erwarte ich automatisch, daß ich das neueste verfügbare Paket als erstes angezeigt bekomme. Tatsächlich lade ich aber eine uralte Version herunter, wahrscheinlich, weil enthusiastische Techniker mal einen Keyword-gespickten Beschreibungstext eingegeben haben. Ergo: Relevanz hin oder her, das gelernte Verhalten im Umgang mit der Suchfunktion hat auch Auswirkungen auf die Usability der Seite.
Mein Fazit: Schmeißt die Relevanz-basierte Suche in die Tonne, wenn es um Inhalte geht, die mit einem Datum versehen werden. Die User werden es einem danken. Wer nicht darauf verzichten will, sollte mindestens einen Datumsfaktor in den Algorithmus einbauen, damit Aktualität und Relevanz ausbalanciert werden können.
Diese Meinung mag ja in Bezug auf Newsseiten und meinetwegen noch auf Blogs zutreffen, aber mit Sicherheit nicht auf statische Webseiten.
Bei Produktsuche? Eventuell, wahrscheinlich ist aber der Preis relevanter.
Grundsätzliche gebe ich Dir natürlich recht, rein auf Relevanz zu setzen ist sicher nicht immer das Mittel der Wahl, aber immer noch eins der wichtigsten.
Dabei müßen aber mehrere Aspekte beachtet werden, z.B. sollte ein exakter Seitennamenstreffer viel wichtiger sein als 5 mal das Keyword.
Aber das Datum? IMO sollte das nur bei bestimmten Content Typen einbezogen werden.