Endlich! Wir Männer dürfen uns nun offiziell besser verstanden fühlen. Gruner + Jahr beglückt die Stehpinkler unter uns in wenigen Tagen mit gleich drei neuen Magazintiteln. Für echte Kerle. Naja, beinahe zumindest, schließlich wird hier kein Rad neu erfunden. Alle Titel sind quasi Abklatsch von Formaten, die für Frauen längst so gemacht wurden. Aber auch diese Tatsache, daß wir Männer von den Verlagen nicht für voll genommen wurden, ist ja nichts neues: Ein Mann ist ja schließlich mit dem barbusigen Girl auf Seite 1 zufrieden, was braucht der denn mehr?
[Gala Men] – [Beef] – [Business Punk]
Nicht nur Titten
Wir Männer interessieren uns nicht nur für Titten, sondern eben auch, wem Sie gehören. Deshalb lesen weit mehr Männer Gala als man so meinen möchte. Vermutlich beim Arzt oder Frisör, denn außerhalb dieser Mikrokosmen komme ich mit dieser Zeitung nie in Kontakt. Dennoch: Wir lesen das Ding wegen dem ganzen Klatsch und Tratsch, simmerdochmalehrlich. Weil Gruner & Jahr uns Männer so gut verstanden hat, bringen sie jetzt Gala Men und berichten über Mode, Fittness und Körperpflege. Öh, hab ich was verpaßt? Wir lesen diese Zeitung doch, um was über die Mode (Paris Hilton ohne Schlüpper), die Fittness (Michele Hunziker oben ohne beim Schwimmen) und die Körperpflege (Katie Price beim Nacktduschen im Dschungelcamp) von Promis zu erfahren, doch nicht um unsere eigenen Defizite zu entdecken! Da kann ich ja gleich die unaussprechliche Men’s Health lesen und mich aus Frust vom Balkon stürzen, weil ich es auch mit den hundersten „11 Tipps für einen Sixpack“ mit dem Definieren der Muskulatur darunter nicht durch die hartnäckige Speckschwarte darüber schaffe. Aber weit gefehlt, das Heft stillt nicht unseren voyeuristischen Urtrieb, sondern ist eher was für „Männer, die im Leben angekommen sind und seine Herausforderungen mit Freude und Gelassenheit annehmen.“ Aha. Und darum gibts auch keine Beyonce im Bikini auf dem Cover (dort prangt in Hochglanz ein faltiger Brad Pitt), sondern eine Homestory über ihren Bodyguard.
Fleisch!
Da wir Männer ja -welche Frau in längerer Beziehung würde das nicht schon vor dem vierten Prosecco öffentlich so bestätigen- unseren primitiven Vorfahren noch ein wenig näher stehen als unsere gebärenden Gegenstücke, ist es auch keine Schande zuzugeben, daß wir trotz BSE, Antibiotika und Regenwald gern mal ein gebratenes Stück Fleisch verkosten. Gruner & Jahr hat jetzt anscheinend auch mal einen heterosexuellen Mann eingestellt, der denen das berichtet haben muß. Wieso sollte man sonst ein Kochmagazin für Männer herausgeben wollen? Männer und Essen, ok. Aber Männer und Kochen? Gut, daß „Whiskey, Fleisch, scharfe Messer und junges Gemüse, gewürzt mit einer Prise exquisitem Humor“ genau die Themen sind, auf die wir Quartalsköche bei einem Heftpreis von 10 Euro gewartet haben! Ich befürchte allerdings, daß die Messer das einzig scharfe und die Steaks das einzige aus Fleisch sein werden in diesem Magazin. Denn was nützt mir das beste Steak der Welt, wenn ich damit als Tüpfelchen auf dem i nach einem Abend in der Oper, einer philosophischen Lesung und einer Bio-Weinprobe die Herzensdame mit der Fettschürze am Bauch vergraule?
Punk’s not dead?
Weil die Wirtschaftskrise ja nun wohl vorbei ist, haut G+J gleich noch einen raus, und zwar für die „Leistungselite der Generation Xing“. Die Zielgruppenbeschreibung als „bedeutungsschwanger“ zu bezeichnen, ist ja schon fast untertrieben. „Business Punk“ geht an alle, die „radikal, kompromisslos, erfolgreich“ (oder umgekehrt) sind. Die Leser, zwischen 25 und 40, „verdienen ihr Geld, um es auszugeben“. Aha. Tu ich auch – gezwungenermaßen allerdings. Ohne Visionen geht bei denen nix, sie brennen für ihren Job und ihr Leben. „Was wäre dieses Land ohne diese High Performer? Nichts. Und trotzdem fordert die Krise sie heraus, müssen sie ihren Lebensstil stets verteidigen, ihren Erfolg vor anderen rechtfertigen. Business Punks brauchen Selbstbestätigung. Sie brauchen Vorbilder und Tipps für ihre knappe Freizeit. Sie brauchen ein Zuhause für ihr Lebensgefühl zwischen Erfolgsmentalität und Hedonismus.“ -Entschuldigung, ich muß mich mal eben übergeben gehen, mir kommen gerade die Beraterpommes wieder hoch…
Endlich mal eine neue Story von dir. Da geht es gleich viel besser uffe Maloche. Herrlich!
Liebe Grüße aus BxL
Thomas
Genau. Wir wollen mehr! Angesichts der besinnlichen Stimmung dieser Tage schreibe ich auf die Wunschliste eine kurze Reflexion über die Spätfolgen innerbetrieblicher Weihnachtsfeiern :)