Halb 6 auf der Autobahn, gewohntes Bild auf der A61: Ein gelbes Nummernschild nach dem anderen. Alle wollen Sie dahin, wo wir bis eben auch noch hinwollten. Resentiments beiseite, ist ja Urlaub, Holl?nder sind eben auch nur Menschen. Zwar solche, die mit ihren Fahrzeugen, meist v?llig ?berladen und bis an den Rand des Zumutbaren nicht mit Winterausr?stung ausgestattet, aber gut. Doch irgendwann is genug, is einfach mal Schlu? mit der ewigen V?lkerverst?ndigung, dem gelebten Europa ohne Grenzen, denn meine Br?der aus der Nachbarschaft beginnen mir bereits nach km 7 mit ihrem Fahrstil geh?rig auf den Zeiger zu gehen. Xenon im R?ckspiegel, ich mache dem Tiefflieger mit Bonner Kennzeichen schnell mal Platz, aber ein holl?ndischer Familienpappa hat wohl den Ernst der Lage nicht sofort begriffen und setzt zum ?berholen eines Landsmannes an. Der Nachthimmel wird kurz glockenell erleuchtet, zweimal kurz hintereinander blitzt das Xenon-Fernlicht des BMW auf, der linke Blinker wird gesetzt und der Lenker des Familenkombis hat noch eben gef?hlte 2ms Zeit, seine Sippe in Sicherheit zu bringen. Also gut, der Krieg ist er?ffnet, ich setze mich wieder auf die linke Spur und schiebe alles mit gelbem Nummernschild von der Bahn, was mir vor den nicht vorhandenen Bullf?nger kriecht. Deutschland – Holland, und zwar in der dritten Halbzeit wird hier nachgespielt.
Zur Blauen Stunde lasse ich das Hunsr?ck hinter mir, im Radio spielt SWR3 just dazu Summer Wine. G?nsehaut und kein Zweifel, on the Road again. Fast allein auf der Autobahn, die holl?ndische Prozession habe ich schon vor km hinter mir gelassen.
Stunden sp?ter und reichlich Nerven ?rmer, f?hren in der N?he von F?ssen auf einmal fast alle Wege zu den „K?nigsschl?ssern“, den Lust- und Romantikbuden von K?nig Ludwig von Bayern. Neuschwanstein, pl?tzlich steht es vor mir, nat?rlich im vollen Gegenlicht, soda? kein Foto m?glich ist. Man braucht dann nur den ganzen Japanern zu folgen. Oder noch besser denjenigen, die offenbar noch nicht mitbekommen haben, da? ein „P1″ am Ortsrand immer den am weitesten zur Sehensw?rdigkeit entfernten Parkplatz bezeichnet, worauf in aller Regel noch P2 bis P5 folgen. In Hohenschwangau trifft man sie dann alle wieder. Japanische Japaner mit japanischen Kameras fotografieren wie die Weltmeister jeden Stein, bannen so die gesamte Bayerische Kitscharchitektur auf Film Chip. Wenn das Fotografieren Geb?ude abnutzen k?nnte, st?nde da kein Stein mehr auf dem anderen. Ich hab darum auf meinen tourischtischen Obulus verzichtet und nur Schlo? Hochenschwangau abgelichtet, es sah einfach sch?ner aus als das Postkartenmotiv auf der anderen Seite des Berges.
Ein paar Kilometer weiter hat das Elend wieder sein bekanntes Gesicht. Im Stau sind alle gleich. Erstmal, zumindest. Wer sich da abheben will, der kann sich 1,50m neben der Stra?e ins kn?chelhohe Geb?sch schlagen und den hellen Holzzaun nach Herzenslust kreativ bepinkeln. Sieht ja schlie?lich keiner. Kennzeichencheck? -Klar, gelb-schwarz.
Pa?stra?en fahren ist nicht einfach, und in L?ndern, wo es keine Erhebungen ?ber 120m gibt, mu? man es auch nicht gewohnt sein, die Bremse gegen die Hangabtriebskraft einsetzen zu k?nnen. F?hrt man allerdings gern nach ?sterreich zum Skifahren, kann es Sinn machen, sich die einfachen Regeln des Fahrens im Gebirge zu eigen zu machen. Wir erinnern uns: M?glichst gleichm??ig ohne viel zu schalten bergauf, dann im selben Gang die Bremskraft des Motors ausnutzend wieder hinunter. Schont den Motor, die Bremsen, und die Nerven all derer, die kein schwarz-gelbes Nummernschild haben. Doch da wird bergauf geschoben und gedr?ngelt, zum ?berholen angesetzt, um dann festzustellen, da? die PS-Leistung nur in L?ndern, die unter dem Meeresspiegel liegen, reicht. Bergab wird dann das ganze Grauen deutlich: Da wird dank des Kennzeichens der Polo pl?tzlich zum 40-Tonner, besonders dann, wenn es mit Serpentinen nach unten geht. Immer sch?n weit ausholen, damit die ungebremste -im Winter nicht vorhandene- Anh?ngelast auch noch mit rumkommt. Schei? auf den Gegenverkehr, hier bin ich Mensch, hier will ich sein! ?brigens das Grundmotiv der Batavier, wie bereits an zahlreichen anderen Stellen dieses Blogs zu lesen…
Ich seh sie schon vor mir, auf der Piste: Voll mit Heineken und J?germeister (?brigens das einzige wirklich akzeptierte ur-deutsche Getr?nk jenseits der Maas) stochern sie sich gewohnt charmant und zur?ckhaltend talw?rts, sitzen nicht mitten auf der Piste und warten auf die anderen, stehen nicht dumm am Lift im Weg und treten einem nicht auf die Ski. Erfrischend, auch mal andere Holl?nder in der Gondel zu belauschen, die sich zwar philosophisch einer ganz zentralen Frage des Landes n?hern, aber schlie?lich ist ja der Weg das Ziel. Sie befinden, da? Holland ja an sich sch?n ist, es aber noch sch?ner w?re, wenn man Gebirge und -gaaanz wichtig- Gletscher h?tte. Aber nicht zu viele, wegen weil kein Platz. Ja nee Jongens, is klar: Vorm Haus den Strand und im Garten die Berge.