Mir geht es eigentlich gut hier, seit ich diesen neuartigen Entzug mache. Hin und wieder sp?re ich zwar dieses nagende Verlangen, ins Internet gehen zu m?ssen und mich mit der Welt zu verdrahten, aber das legt sich nun immer schneller. — Schmarrrn! Eigentlich ist es erstaunlich, wie viel Zeit man am Tag hat, wenn man kein Internet hat. Das denkt sich mein Rechner bestimmt auch, der nun zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren nicht mindestens 14 Stunden am Tag wie ein Datenstaubsauger am Internet h?ngt. Dennoch hoffe ich trotz aller Vernunft, da? ich ab morgen wieder Internet haben werde, denn AOL zu installieren habe ich mir dann doch verkniffen ? ich finde einfach, da? es noch zu fr?h ist, den Rechner wieder neu zu installieren…
Am Freitag war ich mit Anke, meiner Tandem-Fr?nkin, was in der City trinken. Bevor nun wieder alle fragen, was denn ?Tandem? hei?t: Denken wir uns einfach alle stattdessen das Wort ?Buddy?, ok? In Bamberg pulsiert das Nachtleben wohl etwas weniger als in Maastricht, und vor allem auch komplett anders, weshalb ich eine gute Portion Angewohnheiten ablegen mu?. Hier ist man keineswegs allein in einer Bar oder Kneipe, wenn man um halb neun da ist. Im Gegenteil, die H?tte ist schon einigerma?en gut gef?llt. Wer ?wie in Maastricht- erst um 11 kommt, guckt sitzplatztechnisch in die R?hre. Wer zudem die Holland-typischen Kneipen sucht, der sucht vergebens. Zum Gl?ck! Waren mir doch diese Feesten-Zuipen-Gezellig!-Kneipen mit Mallorca- und Faschingsmusik das ganze Jahr und pseudo-dauer-gutgelaunten Verbindungs-Proll-Idioten schon immer zuwider.
Gro?es Tennis sind allerdings die Gef??e, in denen das Bier serviert wird. 99% kommen in 0,5 l und der Schaum bleibt auch drauf! Bamberg ist ja bekannt f?r seine Biere, die auch in den lokalen Kneipen hoch im Kurs stehen. Als absolute Spezialit?t gilt das Rauchbier, vor dem mich allerdings Anke warnte, ich solle das besser mal trinken, wenn ich sonst nichts weiter vorh?tte an dem Abend… Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie sie das genau meint, aber ich werde an ihre Worte denken, wenn ich mir so ein Teil bestelle ? sie sagt, es schmeckt nach ger?uchertem Schinken. Bisher kann ich nur mit einer ersten Schwarzbier-Erfahrung aufwarten: Es kam im sogenannten Seidla (glasierter Tonhumpen) und zischte wie Appelsaft. Leider mu?te ich noch fahren, soda? ich danach auf Kaltgetr?nke aus dem Programm eines amerikanischen Getr?nkeherstellers umsteigen mu?te.
Ja, ein Fahrrad mu? dringend her, denn Bamberg ist noch auto-feindlicher als Maastricht, und der ?PNV taugt wohl auch nichts. Also steht das f?r n?chste Woche auf der to-do Liste.
Mittlerweile sind einige mehr Studis hier im Dorm eingetrudelt, haupts?chlich Deutsche aus der Umgebung, aber auch einige M?nchner, Schwaben, Rheinl?nder. Frankreich stellt wohl die Mehrheit der Erasmusser, zumindest dr?ngt sich der Eindruck auf, wenn ich die Kennzeichen auf dem Parkplatz als Kriterium daf?r zulasse. Aber wie ?berall gibt es auch hier einen Erasmus-Stammtisch, zu dem ich mich das n?chste Mal dazugesellen werde. Denn so stark mich der teutonisch-batavische Kulturschock auch trifft, m?chte ich es nicht missen, ab und an mal internationale Gesichter zu sehen und ein paar Takte Englisch zu sprechen.