Eben sagt die biedere Nachrichtensprecherin im Ersten, da? eine krasse Grippewelle ?ber Deutschland hereingebrochen ist. Das sei fast so wie mit den m?chtig-winterlichen, aber unerwartet und ungelegen gekommenen Schneef?llen. Sie meint, wer heute noch nicht zu der Gruppe von jedem Zweiten geh?rt, der in Deutschland von der Grippe daniedergestreckt wurde, der m?sse wirklich ein tolles Immunsystem haben. -‚Oder seit 6 Monaten kaum noch das Haus verlassen haben, weil man wegen anhaltender Beschwerden mit der Diplomarbeit an den Schreibtisch gefesselt ist und es schon fast wehtut, wenn man die Beine aus der im Sitzen beinahe obligatorischen, abgewinkelten Haltung ausstreckt‘, dachte ich bei mir. W?rde ich nicht in einem Haus wohnen, in dem der eine Teil der Bewohner die friedliche Coexistenz mit allerlei gesundheitssch?dlichem Getier im Mikro-, Makro- und wohl auch Nanobereich pflegen m?chte, w?rde ich bestimmt schon erkranken, wenn ich auf den 50 Metern zum B?cker ein paar Liter frische, Elektrosmog-freie Luft einatmete.
Die Decke kann einem nicht mehr mehr auf den Kopf fallen, da sie schon seit einiger Zeit auf selbem zur Ruhe gekommen ist, was zus?tzliche Kopfschmerzen bereitet. Nach sovielen Stunden Face-to-Face mit der TFT-Technik von Samsung kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behaupten, da? mein Ger?t frei von Pixelfehlern ist – ich habe unter der Gesamtheit von 1280×1024 Bildpunkten keinen einzigen Toten ausmachen k?nnen. Ein Tag ohne Internet ist ein verlorener Tag, weil ich sonst nicht wei?, was ich noch runterladen oder ?ber was ich mich langweilen sollte. Ich k?nnte fast damit beginnen, aus meinem at-home Schreibtisch einen dieser Devotionalien-Schreine an Arbeitspl?tzen zu machen, wie ich sie damals bei Mercedes ?berall gesehen habe: Kuscheltier links, Bild von der Muddi samt Sohnemann rechts, Pl?tzchen und S??igkeiten, zwischendrin ?-Eier Figuren, Kaffeebecher mit anz?glichen pseudo-Witzen drauf, Mikrokosmos-Bastelwerke wie customizede Stifthalter oder selbsterstellte, ultra-praltische Abk?rzungsverzeichnisse auf dem Notizblock. -Weird, oder? Da sitzt der Mann hier vor seinem Rechner und erstarrt fast in Tristesse, andererseits geladen bis unter die Hutkrempe, extrem explosiv, und mit gelegentlichen Explosionen vom monotonen Surren des Rechnernetzteils ablenkend. (Am Wochenende hab ich ?brigens empirisch herausgefunden, wie fest man eine solide IntelliMouse ?lterer Bauart gegen die Wand werfen mu?, damit sie birst und einen waschechten Platinenbruch erleidet. -Meine Mutter freut sich deswegen seit heute ?ber eine neue Maus…) Keine Energie mehr f?r die Fertigstellung der Arbeit zu besitzen glauben ist eine Sache, paart sie sich allerdings mit selbstinduziertem Zeitdruck und einem nicht zu verleugnenden Bed?rfnis nach Best?tigung f?r die ganzen Monate der Entbehrung, dann wird es schon echt gemein. Holt einen dann zu allem ?berflu? erneut bei der Analyse das „leere Blatt Syndrom“ wieder ein und lacht einem frech ins Gesicht, auch noch am dritten Tag vor der selben Zeile im Dokument, dem selben blinkenden Cursor, den gleichen Aufzeichnungen im Manuskript, und als ob das noch alles nicht genug w?re, st??t man permanent an seine Grenzen, merkt, da? man eigentlich ja gar keine Ahnung von dem hat, was man da tut oder besser tun soll…… dann Freunde, dann wird es zu dem, was ich heute Abend durchgemacht habe. Heulen oder kotzen… schon klar, nur in welcher Reihenfolge?
Wenn ich hiermit durch bin, schenktt man mir am besten erstmal einige Sitzungen bei einem Psychotherapeuten und schickt mich ein paar mal mit auf ein Re-Sozialisierungsseminar, damit ich ?berhaupt wieder lerne, da? ein soziales Umfeld auch anders antizipierbar ist als via ICQ, das Internet, oder per Telefon. Nichts hindert mich daran, rauszugehen und mir jeden Abend mit maximal-oberfl?chlichen Leuten, die ich nichtmal kenne, richtig einen auf die Lampe zu gie?en und an dem teilzunehmen, was sich viele so gern als „das Leben“ sch?nzureden versuchen. Meine Schwester sagt, ich soll mich betrinken. Gute Idee, ist mir auch schon in den Sinn gekommen. Ich h?tte offengestanden die allergr??te Lust dazu. Nur nicht auf das Gef?hl am n?chsten Tag, weil ich sicher bin, da? ich einen ganz sch?nen Pegel br?uchte, damit es nicht mehr so dr?ckt zwischen den Schl?fen. -Schl?fen…. schlafen…. gute Idee… morgen ist wieder ein neuer Tag.